Das Schallplatten-Comeback

Tausende kleine Plattengeschäfte zwischen Moskau und Lissabon, Buenos Aires und New York feiern heute den "Record Store Day". Der Record Store Day, das ist so etwas wie der offizielle Feiertag der Vinyl-Kultur. Zum siebten Mal findet er heute statt und auch 14 österreichische Geschäfte nehmen daran teil.

Morgenjournal, 20.4.2013

Für viele Musikliebhaber bedeutet dieses Geräusch immer noch den Inbegriff von Musikgenuss: Das analoge Knistern, wenn sich die Nadel in die Rillen einer Schallplatte legt, begeistert aber längst nicht mehr bloß einen exklusiven Liebhaber-Kreis.

Diese Entwicklung war selbst für die Musikindustrie nicht vorhersehbar, wie Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des Verbandes der Österreichischen Musikwirtschaft, erklärt.

Vinyl boomt

Während die Umsätze in wichtigen Märkten wie Deutschland, Frankreich oder den USA zurückgehen, legt der Tonträger Vinyl jährlich im zweistelligen Prozentbereich zu. 2012 erzielten die schwarzen Scheiben eine Umsatzsteigerung von 52 Prozent weltweit. 171 Millionen Dollar wurden durch Vinylalben umgesetzt. Das ist der beste Wert seit 1997 und bedeutet dennoch lediglich ein Prozent des gesamten Musikmarktes. Knapp einhunderttausend verkaufte Tonträger bedeuten auch in Österreich ein Plus von 50 Prozent.

Lange Zeit wurde Vinyl hauptsächlich in Clubs von Disk-Jockeys gespielt. Mittlerweile aber werden auch wieder Jazz, Soul, Blues und große Popacts auf Schallplatte veröffentlicht - eine neue Dynamik, die Konsequenzen für Plattenlabels hat, wie der DJ und Label-Betreiber Erdem Tunakan erklärt.

Comeback der Plattenspieler

Im Windschatten des Vinyl-Comebacks verkaufen sich auch Plattenspieler so gut wie schon lange nicht mehr. Mit seinen Pro-Ject Plattenspielern kann der Wiener Hi-Fi-Produzent Heinz Lichtenegger die Nachfrage derzeit kaum bedienen. Lichtenegger exportiert in mehr als 80 Länder und ist mit rund 70.000 jährlich verkauften Geräten Weltmarktführer. Für ihn liegt die Faszination Vinyl auf der Hand.

In einer von jederzeit verfügbaren Downloads und Streams geprägten Musikwelt, stellt die Sinnlichkeit der Schallplatte für viele wieder einen besonderen Reiz dar - eine Art Teezeremonie des Musikhörens. Da will auch die Musikindustrie künftig verstärkt mitnaschen. In Zukunft, so die Prognose von Experten, werden die Plattenfirmen auf aufwendige und vor allem teure Deluxe-Boxsets setzen.