Das Vertrauen in die EU sinkt
Die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union verlieren das Vertrauen in die EU. Das zeigen die Daten der Eurobarometer-Umfragen, Daten, die das Brüsseler Institut "European Council on Foreign Relations" ausgewertet hat. Diesen Trend kann man beobachten, seit die EU in die wirtschaftliche Krise geraten ist - sowohl bei Ländern, die in der Krise stecken, als auch bei Ländern, die die Hilfe zum großen Teil bezahlen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.4.2013
Vertrauenskrise nicht nur in Eurozone
Die Wirtschaftskrise hat der EU auch die größte Vertrauenskrise gebracht, die die Union je erlebt hat. In Spanien etwa misstrauten der EU vor Ausbruch der Krise im Jahr 2007 23 Prozent der Bevölkerung, inzwischen sind es 72 Prozent.
Die Vertrauenskrise trifft allerdings nicht nur die von der Krise härter getroffenen Länder des Südens, sondern auch die Länder des reicheren Nordens, die die EU-Rettungsfonds mit ihren Beiträgen füttern. In Deutschland ist das Misstrauen gegen die EU zum Beispiel von 36 auf 59 Prozent gestiegen, für Frankreich sind die Werte nicht viel besser. Auch Länder, die noch nicht Teil der Eurozone sind wie etwa Polen, haben Vertrauen verloren, genauso wie Länder, die der Eurozone nie beitreten wollen wie Großbritannien.
Unterschiedliche Ursachen im Norden und Süden
Die Gründe für den Vertrauensverlust seien in den unterschiedlichen Regionen Europas verschieden, sagt Jose Ignacio Torreblanca vom Brüsseler Institut "European Council on Foreign Relations": "Die EU hat die Balance der Maßnahmen, die sie setzt, nicht richtig gewählt. Das ist der Eindruck, den man im Süden hat." Ein Beispiel: In Spanien liegt die Arbeitslosigkeit bei 27 Prozent, aber die EU rede nur von Sparprogrammen.
Im Norden hingegen sei man der Solidarität müde geworden, so Torreblanca, man habe dort den Eindruck, man muss für die Probleme anderer zahlen – Probleme, die man nicht verursacht hat.
Experte: "Aufhören, Vorurteile zu schüren"
Unter dem Verlust der Glaubwürdigkeit leide nicht nur die EU, sondern auch die Politiker der einzelnen Staaten. Trotzdem tue sich die EU in dieser Situation besonders schwer, so Torreblanca: "Die Legitimität der EU hängt in den Augen der Bürger stark damit zusammen wie es Europa wirtschaftlich geht." Gemeinsame Kultur, Tradition und Geschichte würden im Vergleich zur nationalen Ausprägung nur eine geringe Rolle spielen. Das heißt laut Torreblanca: "Wenn es der EU wirtschaftlich schlecht geht, verliert sie sofort ihre Legitimität."
Mit einem Ende der Krise werde sich das Vertrauen in die EU auch wieder bessern, meint Torreblanca, wenn die Politiker eines beachten – sie müssten aufhören, Vorurteile zu schüren, auf die Deutschen hinzuhauen oder auf die Spanier und Griechen, denn sonst sei der Schaden, den die Wirtschaftskrise der EU zugefügt hat, auf Dauer.