186. Arche Noah ErhalterInnen-Netzwerk

Leutschauer Schotenpfeffer, Bernarys Blaukönigin, Flaschenrübe Kaineder, Zuckerwurzel, Dattelweintomate, Grüner Butterhäuptl,… klingende Namen beinahe vergessener Gemüsesorten, um deren Erhaltung sich das ARCHE NOAH Erhalter_innen-Netzwerk verdient macht.

Das Netzwerk aus einigen hundert Mitgliedern des Vereins ARCHE NOAH, der sich für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Kulturpflanzenvielfalt einsetzt, führt damit eine lange bäuerliche Tradition fort. Gleichzeitig schlagen diese leidenschaftlichen Gärtner_innen und Bäuer_innen innovative Wege ein, um Bewährtes in die heutige Zeit hinüber zu retten (z.B. Saatguttausch über Sortenhandbuch und internetbasierte Datenbank).

In ihren Gärten und Feldern bauen die Erhalter_innen gefährdete Sorten und Pflanzenraritäten an, erproben sie - und vermehren ihre Sorten selbst, wodurch die seltenen Kulturpflanzen erhalten und auch weiterentwickelt werden. Basis der Vielfalt waren und sind der freie Austausch von Pflanzen und die Beteiligung vieler Menschen am Vorgang der Auslese und Vermehrung von Kulturpflanzen.

Saatgutpflege und Saatguttausch waren früher selbstverständlicher Teil des bäuerlichen Alltags. Ein Teil der Ernte wurde im Sinne einer Kreislaufwirtschaft einbehalten und im nächsten Jahr wieder neu ausgesät. Dies ermöglichte es, Pflanzensorten an die spezifischen Standortbedingungen (wie Boden, Klima) auf den jeweiligen Höfen anzupassen. So entstand über einen Zeitraum von etwa zehntausend Jahren durch bäuerliche Auslese und Züchtung eine Vielfalt an Kulturpflanzen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften.

Diese Tradition der bäuerlichen Saatgutpflege wurde im 20. Jahrhundert unterbrochen. Die Erkenntnisse der Vererbungslehre und der Genetik führten zur Entstehung einer wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung. In zunehmendem Maße wurde die Züchtungsarbeit von den Höfen an die Wissenschaft ausgelagert. Heutzutage kaufen die meisten europäischen Landwirt_innen ihr Saatgut jedes Jahr neu ein. So genannte Hybridsorten brachten zwar höhere Erträge, führten aber auch zu einem dramatischen Rückgang der Kulturpflanzenvielfalt, die auf den Feldern angebaut wird.

In einer Zeit, in der wirtschaftliche Konzentrationsprozesse und damit auch verschärfte Abhängigkeiten im Bereich Saatgut auf internationaler Ebene einem Höhepunkt zustreben, sind nicht monopolisierte, dezentrale Erhalter_innen-Netzwerke für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt wichtiger denn je.

Lasst uns an dem Alten
so es gut ist halten
aber auf dem alten Grund
Neues wagen jede Stund.

Eingereicht von

Astrid Österreicher

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Arche Noah