Länger leben im Kloster
Männer sterben im Durchschnitt sechs Jahre früher als Frauen, doch das müsste gar nicht so sein. In Wien hat heute eine Gruppe von Sozialforschern ihre Erkenntnisse zum Thema Lebenserwartung präsentiert. Sie sagen: Männer können fast gleich lang leben wie Frauen - zumindest im Kloster.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 16.5.2013
Wer länger lebt, ist länger krank
Die Lebenserwartung in den Industriestaaten steigt ständig, so auch in Österreich. Für Frauen liegt sie hierzulande bei 83,4 und für Männer bei 78,1 Jahren. Verantwortlich dafür ist vor allem, dass die restliche Lebenserwartung ab dem 65. Lebensjahr gestiegen ist. Frauen leben dann noch deutlich länger als Männer, sind aber auch häufiger krank. Die Daten dazu gaben Statistik Austria und die Akademie der Wissenschaften heute bekannt.
Aktuell liegt in Österreich die sogenannte Restlebenserwartung der 65-Jährigen bei 21,4 Jahren für Frauen und 17,9 Jahren für Männer. Doch die Frauen verbringen nur ein Drittel, Männer dagegen nahezu zwei Drittel ihrer verbleibenden Zeit bei Gesundheit. Der Grund, so Marc Luy vom Institut für Demographie der Akademie der Wissenschaften: Männer sterben häufig an Herzinfarkt und Schlaganfall, Frauen laborieren dafür eher an chronischen Krankheiten - und wer länger lebt, ist länger krank.
Beeinflussbare Faktoren
Der frühere Tod der Männer liegt auch stark an ihrem tendenziell riskanteren Lebensstil: In seiner sogenannten Klosterstudie hat Luy anhand der Biographien von 12.000 Mönchen und Nonnen über Jahrzehnte nachgewiesen, dass bei nahezu identischer Lebensweise von Männern und Frauen im Kloster der Unterschied auf ein Jahr zusammenschrumpft. Und das zeige, dass es nicht biologische Faktoren sind, sondern beeinflussbare Aspekte.
Zwei bis drei Jahre pro Jahrzehnt steigt die Lebenserwartung derzeit insgesamt. Marc Luy schätzt aber, dass diese Kurve abflachen wird, denn irgendwo dürfte es dann doch eine biologische Grenze geben. Österreich liegt insgesamt bei der Lebenserwartung in Europa übrigens in der vorderen Rängen.