Schmerzen als Schaden für Volkswirtschaft

Chronischer Schmerz verursacht 500 Millionen Krankenstandstage in der EU, durch die Abwesenheit vom Arbeitsplatz entstehen Kosten von 35 Milliarden Euro pro Jahr, hat die "Europäische Schmerz-Föderation" berechnet. Würde chronischer Schmerz rechtzeitig erkannt, müssten die Betroffenen nicht oft jahrelang leiden und die Sozial- und Gesundheitssysteme könnten viel Geld sparen.

Mittagsjournal, 28.5.2013

1,7 Millionen Betroffene

Chronischer Schmerz hat viele Gesichter, er kann den Kopf zum Dröhnen bringen, den Rücken verkrampfen lassen. Chronischer Schmerz verstecke sich gern hinter anderen Krankheiten und werde daher von vielen Medizinern nicht richtig zugeordnet. Daher werde der quälende Dauerschmerz im Schnitt erst nach zwei Jahren diagnostiziert, weiß Hans Georg Kress, Leiter der Abteilung für Schmerztherapie an der MedUni Wien: "Und dann dauert es noch elf bis 19 Monate, bis er adäquat behandelt wird".

Rund 1,7 Millionen Frauen und Männer leiden in Österreich an chronischen Schmerzen. Er verursacht in Folge jährlich insgesamt sieben bis acht Milliarden Euro an direkten Kosten wie indirekten Kosten hat die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) errechnen lassen. All das müsste nicht sein, gäbe es in Österreich Schmerz-Therapie-Zentren, wo Patienten - wie Kress sagt - multimodal von Schmerz-Experten behandelt würden, wo also Ärzte und Ärztinnen gemeinsam etwa mit Physiotherapeutinnen und Psychologen übergreifend zusammenarbeiten. In Österreich fehle ein derartiges flächendeckendes Versorgungskonzept, so Kress. Dabei sei das erst die Voraussetzung dafür, dass Schmerzen gar nicht chronisch werden.

Herausforderung für die Gesellschaft

Chronischer Schmerz müsse also ernst genommen werden, Politik wie Sozialversicherungsträger würden ihm aber kaum Aufmerksamkeit schenken, kritisiert Kress. Denn das Ausmaß der chronischen Erkrankungen sei den Politkern und Entscheidungsträgern nicht in vollem Ausmaß bewusst.


Rückenschmerzen, Migräne, Dauerschmerzen nach Unfällen übertreffen mittlerweile sogar schon die sozioökonomischen Kosten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so Kress. Mit den geforderten Schmerz-Zentren, wie es sie schon erfolgreich etwa in den Niederlanden gibt, könne man Kosten, vor allem aber auch das Leid jedes einzelnen verringern. "Das ist eine Herausforderung für die Gesellschaft - für das Gesundheits- aber auch das Sozialsystem, das verhindern muss, dass wir ein Heer von Frühinvaliden produzieren," so Hans Georg Kress von der MedUni Wien.