Afghanistan: USA verhandeln mit Taliban
In Afhganistan übernahmen gestern Soldaten und Polizisten im Auftrag der Regierung offiziell die Verantwortung für die Sicherheit im Land. Eine Verantwortung, der sie in Wahrheit nicht gerecht werden können, das zeigen Gewalt und Terror in Afghanistan praktisch jeden Tag. Verantwortlich dafür sind die Taliban, mit denen die US-Regierung nun verhandeln will.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.6.2013
Taliban fordern vollständigen Abzug der US-Truppen
Unter der Schirmherrschaft Norwegens wurde schon in den letzten Monaten heimlich mit den Taliban verhandelt. Resultat ist die gestrige Eröffnung eines Verbindungsbüros der Taliban in Katar. Über dieses Büro wollen die radikal-islamischen Talibankämpfer nun mit der internationalen Gemeinschaft verhandeln. Die USA haben sich bereit erklärt, erste Gespräche bereits morgen zu beginnen.
Die Taliban fordern vor allem den vollständigen Abzug aller ausländischen Truppen aus Afghanistan. Weitere Forderungen listet der Afghanistan Experte Gunther Mulack auf: "Ein gewisses Mitspracherecht der paschtunischen Bevölkerungsmehrheit, was zurzeit nur sehr vermindert vorhanden ist und Hilfe beim Wiederaufbau in den paschtunischen Stammesgebieten."
Taliban wollen durch Anschläge Stärke demonstrieren
Die USA fordern von den Taliban, sich von der Terrororganisation Al-Kaida zu lösen, ein Ende der Gewalt und die Anerkennung der afghanischen Verfassung.
Dass ein Ende der Gewalt derzeit noch keineswegs in Sicht ist, zeigt der gestrige Anschlag der Taliban, bei dem vier US-Soldaten getötet wurden, nur wenige Stunden nach der offiziellen Eröffnung des Verbindungsbüros. Die Taliban würden durch solche Aktionen zeigen wie stark sie sind, um ihre Verhandlungsposition zu untermauern, so die Einschätzung des Afghanistan-Experten Gunther Mulack, Direktor des deutschen Orientinstituts. "Natürlich zeigen diese Verhandlungen auch, dass die westliche Allianz unter der Führung der USA mit ihren Zielen gescheitert ist, in Afghanistan einen demokratischen, westlichen und pro-westlichen Staat zu errichten", so Mulack.
Afghanische Regierung bricht Verhandlungen mit USA ab
Die in den nächsten Tagen beginnenden Gesprächen mit den Taliban seien also auch ein Signal der Ernüchterung nach zwölf Jahren Afghanistan-Krieg. Wie schwierig und kompliziert Friedensverhandlungen für Afghanistan sein werden, zeigt auch die Reaktion der afghanischen Regierung.
Gestern wurde noch grünes Licht für Verhandlungen mit den Taliban gegeben, heute kritisiert sie die USA und will mit ihnen nicht weiter verhandeln, was die Zeit nach dem Abzug der US-Truppen anbelangt. "Ich glaube trotzdem, dass die Gespräche ein wichtiger und einziger Schritt sind, um Frieden zu schaffen. Man muss es auf jeden Fall versuchen", sagt Afghanistan-Experte Gunther Mulack.