"Zeitgenosse" Michael Haneke "im Gespräch"
Michael Haneke lässt am liebsten seine Filme sprechen, er selbst erklärt seine Arbeit nicht gerne. Hin und wieder tut er es doch. Am Abend hat er sich den Fragen von Michael Kerbler gestellt, im Parlament in Wien, in der Ö1 Publikumsreihe "Zeitgenossen im Gespräch".
8. April 2017, 21:58

(c) Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Mike Ranz
Morgenjournal, 25.6.2013
Michael Haneke mache fürchterliche Filme, aber er lache die ganze Zeit dabei. Diese Worte stammen von Jean-Louis Trintignant, dem Darsteller des Georges in Hanekes preisgekröntem Film "Amour". Seine Arbeit mache ihm eben Spaß, erwidert Haneke auf dieses Zitat. Und die Arbeit bestehe nun einmal darin, genau auf menschliche Beziehungen zu schauen, auf die alltäglichen Kleinkriege, die sich zu großen Konflikten auswachsen können. Dass er Gewalt in seinen Filmen offen darstellt oder sie - wie in "Funny Games" - direkt zum Thema macht, habe einen Grund, so Haneke: Damit wolle er der Gewalt ihre Konsumierbarkeit nehmen.
Als Aufklärer sehe er sich aber nicht, meint Haneke. Seine Filme hätten keine politische Botschaft, und dennoch gelte es, in den Zusehern etwas zu bewirken. Der Regisseur, der einst Konzertpianist und Komponist werden wollte, komponiert auch seine Filme mit Akribie: Wirft man etwa einen Blick ins Drehbuch von "Amour", dann wird deutlich, wie minutiös dort jede Sequenz aufgeschrieben ist - und wie genau die Vorgaben beim Dreh umgesetzt wurden. Dennoch hätten seine Schauspieler stets die Möglichkeit zur freien Gestaltung ihrer Rollen, versichert Haneke.
Zur Politik äußerte sich Haneke im Plenarsaal des Parlaments nicht - das mache er privat am Stammtisch, aber nicht öffentlich, so der Regisseur. Kritik übte er zum Schluss des Gesprächs aber am deutschsprachigen Filmpublikum, das sich gegenüber anspruchsvollen Autorenfilmen wenig offen zeige.
ORF III sendet diese Ausgabe der Reihe "Zeitgenossen im Gespräch" am 12. Juli.