Lebensmittelskandale verunsichern Chinesen

Rattenfleisch, das als Lammfleisch verkauft wird, Transfett im Milchpulver oder ein Chemikalien-Cocktail im Gemüse - in China scheinen die Lebensmittelskandale nicht mehr abzureißen. Auch Exporte sind davon betroffen, ein beträchtlicher Teil der Lebensmittel "Made in China" kann als problematisch eingestuft werden.

Mittagsjournal, 12.07.2013

Wütende Konsumenten

Der Schwindel war bestens organisiert. Es wurden Ratten und Füchse gekauft, das Fleisch mit Zusatzmitteln wie Gelatine verarbeitet und dann als Lammsteak verkauft. Monatelange waren die Ermittlern den Schuldigen auf der Spur. Schließlich wurden 900 Tatverdächtige festgenommen. Kein Einzelfall in China, wo kaum ein Tag ohne neuen Lebensmittelskandal vergeht. Gefärbte grüne Bohnen, die beim Kochen die gesamte Farbe verlieren. Gefälschte Schweinsohren und Kohl, die große Menschen an Formaldehyd beinhalten. Speiseöl, aus den Abwasserkanälen von Restaurants aufgefangen, das anschließend gefiltert und neuerlich verkauft wird. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Die Konsumenten in China sind nicht nur verunsichert, sondern zunehmend wütend. Es gebe die Möglichkeit für bessere Kontrollen, aber die Behörden sind schlampig, erzählt uns Herr Wang, den wir auf einem Gemüsemarkt in Peking treffen. Herrn Hu, einem 63jähriger ehemaliger Lehrer, platzt gleich der Kragen: „Wo essen die hochrangigen KP-Funktionäre? Wissen sie wo, sie essen in privaten Restaurants. Sie essen nur die besten und sichersten Lebensmittel. Selbst das Wasser, das sie trinken, wurde genau untersucht. Wir einfachen Leute haben hingegen keine Wahl.“

Mehr Strafen

Im chinesischen Justizministerium betont man, dass die Zahl der Strafverfolgungen bei Verstößen gegen die Lebensmittelsicherheit in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. China hat außerdem jüngst eine Behörde für Lebensmittelsicherheit nach Vorbild der USA eingerichtet.

Kaum Kontrollen bei Exporten

Doch bleiben chinesische Lebensmittel bedenklich. Vor allem auch solche für den Export erzählt Pierre Disser, Manager bei Asia Food Inspection, einer Firma mit Sitz in Hong Kong, die sich auf Lebensmittelkontrollen in China spezialisiert hat und im Auftrag von Lebensmittelimporteuren in Europa oder den USA tätig ist. „30% Prozent der Lebensmittelproben, die wir in China untersuchen, erfüllen die Sicherheitsstandards nicht. Diese Lebensmittel sind voll von Pestiziden oder Antibiotika. Besonders problematisch ist gefrorener Fisch aus China, aber genauso Gemüse und Fleisch". Disser und mahnt zur Vorsicht mit Fleisch aus China, das zum Beispiel auf Tiefkühlpizza zu finden sei.

Wo die Zutaten etwa bei Fertigprodukten wirklich her kommen, sei in Europa schwierig herauszufinden. 99% der Lebensmittelexporte aus China nach Europa würden keiner unabhängigen Kontrolle unterzogen schätzt der Lebensmittelexperte. Die meisten Lebensmittelimporteure verlassen sich lediglich auf Kontrollangaben der Erzeuger in China- und die sind oft alles andere als vertrauenswürdig.