Papadopoulos und Söhne

Immer wieder schaffen es kleine, unabhängige Filmproduktionen, die großen Hollywood-Blockbuster an den Kinokassen auf die Ränge zu verweisen. Zuletzt ist das ausgerechnet einem Regie-Debütanten in der Kinohochburg London gelungen. Dabei verzichtet der Anglo-Grieche Marcus Markou auf alle Zutaten, die dem kommerziellen Erfolg gewöhnlich förderlich sind.

  • Papadopoulos & Söhne

    (c) Neue Visionen

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In seiner Tragikomödie "Papadopoulos und Söhne" spielen weder Sex noch Gewalt eine Rolle. Stattdessen erzählt Markou mit viel Charme und noch mehr Herz die Geschichte einer griechischen Einwandererfamilie in London. Und er hält nebenbei auch noch ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Leben ab, das seine Glücksmomente jenseits von materiellen Reichtümern sucht.

Kulturjournal, 15.07.2013

Gerade noch zum Unternehmer des Jahres gewählt, steht Harry Papadopoulos nur wenige Tage später vor den Trümmern seines Wirtschaftsimperiums. Die Finanzkrise hat ihn voll getroffen und so muss er in seinem edlen Landhaus statt der Geschäftsfreunde die Gerichtsvollzieher empfangen. Der luxusverwöhnte Witwer steht plötzlich mit seinen drei Kindern auf der Straße, doch dann leuchtet ganz unverhofft ein Hoffnungsschimmer aus der Vergangenheit auf.

Bruder Stavros ist auch wirklich das völlige Gegenteil des ehrgeizigen und erfolgsverwöhnten Harry Papadopoulos. Er geht es gerne gemächlich an, feiert das Leben und sein Glücksempfinden ist unabhängig von Aktienkursen. Regisseur Marcus Markou: "Die materialistische Welt, auf die wir uns die letzten vierzig Jahre verlassen haben, ist aus den Fugen geraten. Deshalb stellt der Film auch die Frage, was Erfolg heute bedeutet. Das ist aber auch genau die Frage, die derzeit in der Gesellschaft diskutiert wird. Gerade kommt es nämlich zu einer Neudefinition und Umbewertung von Erfolg. Heutzutage spielen eben nicht mehr das Haus und das Auto so eine große Rolle, sondern die Familie und das Glück, das man in seinem Leben empfindet."

Es kommt wie es kommen muss. Statt den einstigen Familienstolz zu verkaufen, wird der desolate Imbiss neu aufgebaut. Und wie diese ungleiche, aber schrecklich nette Familie das macht, das erzählt der Film mit einer so charmanten Unbekümmertheit, dass man ihm eine gewisse Naivität und Klischeehaftigkeit gerne verzeiht.

Der Optimismus, den der Film versprüht, hat ihm auch eine Sondervorführung eingetragen. Marcus Markou: "Es war sehr aufregend, 'Papadopoulos und Söhne' im europäischen Parlament zu zeigen, weil es das vorher noch nicht gegeben hat. Und die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur und Jugend meinte in ihrer Rede vor den EU-Beamten, dass wir alle etwas lernen könnten von diesem Film."

Feel-Good-Movie

Die Lust die Dinge selber in die Hand zu nehmen, statt sie von weit oben zu delegieren, die hat sich dann auch von den Filmfiguren direkt auf ihren Erschaffer Marcus Markou übertragen: "Ich habe das Marketing für den Film selbst übernommen, inklusive des Bewerbens des Films auf Facebook und Twitter, ich war auch selbst für den Verleih zuständig und habe sogar eigenhändig vor einem Kino Flugblätter für meinen Film verteilt. Das ist etwas, womit ich vorher nicht gerechnet hätte. Ich hatte angenommen, Universal würde den Film einkaufen, mir einen Scheck in die Hand drücken und all diese Dinge übernehmen. Dass es jetzt so gekommen ist, entspricht aber genau dem Thema und Geist meines Films."

Regisseur Marcus Markou ist griechisch-zypriotischer Abstammung. Den jüngsten politischen Entwicklungen in seiner Heimat begegnet er mit größtem Unverständnis. Der Erfolg der neonazistischen Partei "Goldene Morgenröte" bei den letzten Parlamentswahlen, stünde nämlich, so Markou, ganz im Gegensatz zur historischen Entwicklung: "Zypern war eine britische Kolonie. Wir fahren auf der linken Seite und im Klassenzimmer meines Vaters hing noch ein Bild von Winston Churchill an der Wand. Und im Zweiten Weltkrieg haben 40.000 zypriotische Soldaten in Griechenland gekämpft. Wir standen auf der richtigen Seite. Deshalb macht es mich auch betroffen zu sehen, wie heute der Faschismus in Griechenland an Boden gewinnt."

Solche Fragen quälen zwar Regisseur Marcus Markou, nicht aber seinen Film "Papadopoulos und Söhne". Dort tanzen Griechen und Türken lieber miteinander einen völkerverbindenden Sirtaki, statt sich Vorurteile an den Kopf zu werfen. Wer nach einem sommerlichen Feel-Good-Movie sucht, in dem das Leben gefeiert wird, der ist deshalb mit "Papadopoulos und Söhne" bestens beraten.