"Im Journal zu Gast"

Marianne Sayn-Wittgenstein

Seit Jahrzehnten dreht sich das Gesellschaftsleben am Rande der Salzburger Festspiele um die mittlerweile 93jährige Marianne Sayn-Wittgenstein. Gastgeberin wolle sie bis an ihr Lebensende bleiben, beteuert sie, ebenso natürlich Fotografin. Denn als "Mamarazza" dokumentiert sie seit mehr als 80 Jahren alles mit ihrer Kamera und archiviert diese Fotos akribisch in mittlerweile mehr als 600 Alben - jeden Tag.

Mittagsjournal, 20.7.2013

Marianne Sayn-Wittgenstein "Im Journal zu Gast" bei Gabi Waldner

Marianne Sayn-Wittgenstein

(c) Waldner-Pammesberger, ORF

Keine Freude mit Provokationen

"Sagen Sie Fürstin zu mir" - verheiratet mit dem deutschen Fürsten Wittgenstein und deutsche Staatsbürgerin pocht Marianne Sayn-Wittgenstein, geborene Mayr-Melnhof, darauf, dass die "Fürstin" nach deutschem Recht Bestandteil des Namens sei. Was die Salzburger Festspiele betrifft: Über den Intendantenwechsel und den Abgang Pereiras zeigt sie sich fast erleichtert - das sei gut für alle Beteiligten.

Überhaupt ist die "Fürstin" gegen Provokationen, die dazu dienen könnten, die Salzburger Festspiele ins Gespräch zu bringen. "Alle leiden darunter." Dennoch freut sie sich auf die neue, unkonventionelle "Jedermann"-Inszenierung von Julian Crouch und Brian Merteson, denn "meine Schwiegertochter Sunnie Melles kennt die neue Buhlschaft (Brigitte Hobmeier, Anm.) gut und sagt, sie ist eine großartige Schauspielerin."

Alles nur Freunde und Familie

Apropos Gesellschaftsleben: Sie meint nur dazu: "Das sind alles unsere Verwandten und Freunde. Wir sind immer nur von einer Hochzeit zu anderen." Weltstars, Hochadel, Konzernbosse, internationale Politiker - alle gingen und gehen während der Salzburger Festspiele bei Marianne Sayn-Wittgenstein ein und aus - warum? "Das ist das einfache Leben. Wir kochen selber hier, meine liebe Burgi, die seit 35 Jahren bei mir ist, kocht alleine in der Küche für 100 Leute - Gulasch und Nockerl, oder faschierte Laiberl." Aber auch die damalige Eiserne Lady Margaret Thatcher wurde bei ihr schwach - weil sie die Gelegenheit erhielt, mit "James Bond" Sean Connery zu plaudern.

Marianne Sayn-Wittgenstein

(c) Waldner-Pammesberger, ORF

"Weil ich so neugierig bin"

Wie Marianne Sayn-Wittgenstein zur gefragten Fotoreporterin wurde: Auf Drängen ihrer Freundin Lily Palmer begann sie ihre Fotos zu verkaufen und landete schließlich bei der "Bunten", wo sie zwei Jahrzehnte beschäftigt blieb. Als emanzipierte Frau sieht sie sich nicht, "Ich versuche, alle guten Sachen meinen Kindern, Enkeln und 25 Urenkeln beizubringen. Ich bin so wie ich immer war." Sie lege Wert auf Anstand und Manieren. Und sie wünscht sich noch ein langes Leben "weil ich so neugierig bin." Mit ihrer Kamera dokumentiere sie diese "herrlichen Augenblicke", und zwar "natürlich analog". Digital, wie ihre Enkel - "um Gottes Willen!"

Service

Bücher von Marianne Sayn-Wittgenstein:

"Mamarazza", 1999, Steidl.
"SaynerZeit", 2005, Kulturverlag Polzer.
"Sayn-Wittgenstein Collection", 2006, teNeues.
"Mannifeste", 2009, Kulturverlag Polzer.

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