Empörung über Priebke-Geburtstagsfest

Erich Priebke, ehemaliger SS-Hauptsturmführer in Rom und wegen seiner Teilnahme am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen als Kriegsverbrecher verurteilt, wird 100. Italienische Medien berichten, seine Freunde und Kameraden planten wieder ein großes Fest - was für Empörung in Italien sorgt.

Mittagsjournal, 24.7.2013

Hinrichtungsliste abgehakt

Im Bezirk Balduina, einer ruhigen römischen Wohngegend kann man ihm mitunter begegnen: Begleitet von seiner Pflegerin und zwei Leibwächtern spaziert Erich Priebke in die Bar oder in den Park. Ein Video im Internet zeigt ihn dieser Tage. Polohemd und weiße Schildkappe, aufrecht gehend und wachsam genug, um die Kamera zu entdecken, die ihn heimlich filmt. Priebke verdeckt sein Gesicht. Vor 69 Jahren war der SS-Hauptsturmführer an einem der größten Kriegsverbrechen der Deutschen während der Besatzung Italiens beteiligt.

Am 23. März 1944 zünden kommunistische Partisanen in der Via Rasella eine Bombe. Sie zerreißt 33 Soldaten des zur SS gehörenden Polizeiregiments Bozen - und einen 13jährigen Buben. Als Vergeltung erschießt die SS tags darauf in den ardeatinischen Höhlen vor der Stadt 335 italienische Geiseln. Die meisten waren Antifaschisten, die im Gefängnis saßen. Ein Siebzehnjähriger wurde zum Opfer, weil er die Ausgangssperre missachtet hatte. Ein Wirt, weil er Juden bedient hatte. Dreiundsiebzig Juden wurden hingerichtet, weil sie Juden waren. SS-Hauptsturmführer Priebke führte die Liste mit den Namen und hakte sie nach und nach ab. Das jüngste Opfer war 14, das älteste 74. Sie waren gefesselt, mussten sich hinknien. Soldaten und Offiziere schossen ihnen ins Genick.

Nach dem Krieg blieb Priebke fünf Jahrzehnte lang verschwunden, bis ihn ein Fernsehteam in der argentinischen Stadt Bariloche entdeckte, wo er unbehelligt gelebt hatte. 1995 wurde Priebke nach Italien überstellt und, nach einem Freispruch, weltweiten Protesten und einem erneuten Prozess, von einem Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Er selbst sprach von einer jüdischen Inszenierung und berief sich auf seine Soldatenpflicht.

Kein Fest für den "Henker"

Aus Gesundheitsgründen wurde ihm Hausarrest genehmigt, den er jetzt in Rom absitzt. Zu seinem 90. Geburtstag ließ sich Priebke von Gesinnungsfreunden aus aller Welt feiern. Das darf nicht mehr passieren, verlangen die jüdische Gemeinde und die Partisanenverbände vom römischen Bürgermeister. Der, frisch im Amt und ein Linker, verspricht, persönlich darüber zu wachen, dass es für den "Henker", wie ihn die Medien hier nennen, kein öffentliches Fest geben wird.