Tunesien: Proteste nach Oppositionellen-Mord

Die gestrige Ermordung des tunesischen Oppositionspolitikers Mohamed Brahmi hat weltweit Entrüstung ausgelöst: die USA, die EU und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilen das Attentat. In Tunesien gingen tausende Menschen aus Protest auf die Straße, für heute wurde ein Generalstreik ausgerufen. Die Anhänger Brahmis beschuldigen die Islamistische Regierung von Ministerpräsident Ghanouchi, hinter dem Attentat zu stecken.

Mittagsjournal, 26.7.2013

Generalstreik

Einen Tag der Trauer für den gestern ermordeten Oppositionsführer Mohamed Brahmi, dazu hat Tunesiens Präsident Moncef Marzouki gestern noch aufgerufen. Die Gewerkschaften reagieren auf ihre Weise: für heute ist ein Generalstreik angesagt. Die tunesischen Fluglinien schließen sich an: alle Flüge von und nach Tunesien sind für heute gestrichen.

Trauer und Wut herrscht unter den Anhängern des ermordeten Oppositionsführers. Gestern Abend sind tausende im ganzen Land auf die Straße gegangen. Auch in der Stadt Sidi Bouzid, von wo aus die tunesische Revolution im Dezember 2010 startete, kam es zu Demonstrationen. Die Bezirksverwaltung wurde in Brand gesteckt.

Wut gegen Islamistenpartei

Große Demonstrationen auch in der Hauptstadt Tunis. Und die Wut geht klar in eine Richtung: gegen die regierende islamistische Enahda-Partei: Die Ennahda hat grünes Licht für die Ermordung gegeben. Wir wollen die jetzt endgültig loswerden.

Ministerpräsident Rached Ghanouchi von der Enahda wird dabei direkt beschuldigt: Das ist das Ziel von Ghanouchi gewesen, er entzweit die Menschen, bringt die Menschen gegeneinander auf bis zu einem Blutbad. Die Ennahda will keine Wahlen mehr, die würden sie jetzt verlieren, so eine wütende Demonstrantin. Und immer wieder wird ein Szenario heraufbeschworen: machen wir es doch so wie in Ägypten und werden die Islamisten los.

Regierung weist Vorwürfe zurück

Für die Oppositionelle Volksfront, deren Chef der ermordete Mohamed Brahmi war, hat die Regierung jetzt jegliche Legitimität verloren: Unser Land braucht jetzt eine neue Alternative, um nicht im Strudel zu versinken, sagt Parteisprecher Hamma Hammami. Wir wollen eine Nationale Rettungsfront gründen. Wir unterstützen dabei die Demonstranten auf den Straßen, um die jetzige Regierung zum Rücktritt zu zwingen.

Ministerpräsident Rached Ghanouchi von der islamistischen Ennahda-Partei weist alle Vorwürfe zurück, dass seine Partei oder er die Ermordung Brahmis in Auftrag gegeben habe und Ghanouchi reagiert mit einer Gegenattacke: alle jene, die die Regierung jetzt beschuldigen, würden das Land in einen Bürgerkrieg treiben.