Achleitner: An der Spitze der Deutschen Bank
Es gibt einige wenige Österreicher, die es bei internationalen Großkonzernen ganz nach oben geschafft haben. Zu ihnen gehört Paul Achleitner, geboren in Linz und heute 56 Jahre alt. Seit einem Jahr steht Achleitner an der Spitze der Deutschen Bank und ist somit der oberste Kontrolleur in einem der wichtigsten Finanzinstitute Europas.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.7.2013
Agiert aus dem Hintergrund
Er gilt als Mann mit klaren Prinzipien und ehrgeizigen Zielen. In der Deutschen Bank ist Paul Achleitner angetreten, um mit dem neuen Vorstand das Geldhaus wieder in der Spitzenliga der internationalen Bankenwelt zu etablieren. Achleitner wacht darüber, dass die Deutsche Bank profitabel und in sämtlichen Bereichen ethisch sauber arbeitet. Der neue Wertekatalog für alle etwa 100.000 Mitarbeiter trägt seine Handschrift – eine "extrem verantwortungsvolle, aber auch herausfordernde und damit sehr interessante Aufgabe", so Achleitner.
Zu tun hat Achleitner genug. Dubiose Geschäfte und lange Machtkämpfe haben in der Bank tiefe Spuren hinterlassen. Er zeigt viel Präsenz, agiert jedoch aus dem Hintergrund heraus. Das entspricht seinem Naturell.
Dank Goldman-Sachs-Anteilen Multimillionär
Paul Achleitner ist Ende September 1956 in Linz geboren. In Sankt Gallen sowie Harvard studiert er Rechts, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Er arbeitet zunächst in den USA bei einer Unternehmensberatung und dann bei Goldman Sachs. Die zumindest damalige Maxime des Investmentbankhauses - Kunde, Firma, eigenes ich - hat Achleitner verinnerlicht.
Über London landet er in Frankfurt, wo er das Deutschlandgeschäft verantwortet. Als Goldman Sachs an die Börse geht, machen ihn seine Anteile zum Multimillionär und er wechselt als Finanzvorstand zur Allianz. In München macht er zumindest einmal keine gute Figur, er trägt den umstrittenen Kauf der Dresdner Bank mit. Das Geschäft war letztendlich ein Milliardenverlust.
Dresdner-Bank-Debakel nicht geschadet
Seinem Ansehen in der Branche und der Politik hat das Debakel Dresdner Bank nicht geschadet. Bis heute berät er die Spitze der deutschen Bundesregierung. Er hat gute Kontakte nach Brüssel, wo er den EU-Rettungsschirm mitgestaltet hat. In Österreich war er auf Bitte der schwarz-blauen Regierung Mitglied im Aufsichtsrat der Industrieholding ÖIAG.
Paul Achleitner ist verheiratet, seine Frau Ann Kristin ist Wirtschaftsprofessorin an der TU München und eine international begehrte Aufsichtsrätin. Die beiden haben drei Söhne. Öffentliche Auftritte, alleine oder mit Familie, meidet er so gut es geht. In einer großen Menge fühlt sich Paul Achleitner hingegen wohl: im Fußballstadion, bei Spielen seines Lieblingsvereins Bayern München.