"Jedermann" als Einpersonenstück

Cornelius Obonya, der Jedermann der diesjährigen Salzburger Festspiele, bekommt Konkurrenz: Im Programm "Young Directors Project" spielt Philipp Hochmair die Prestige-Rolle des verschwenderischen Jedermann, der im Angesicht des Todes geläutert wird. Inszeniert wird das Stück vom jungen deutschen Regisseur Bastian Kraft - mit viel Musik und technischen Spielereien.

Morgenjournal, 6.8.2013

Der “Jedermann” von Hugo von Hoffmannsthal ist seit über 90 Jahren ein Fixpunkt der Salzburger Festspiele - parallel zur laufenden Inszenierung am Domplatz in der Salzburger Altstadt ist ab heute Abend eine Inszenierung des gleichen Stücks zu sehen, die unweigerlich Bezug nimmt auf die Tradition, und doch vieles anders machen will.

Eine Maßnahme, die der Regisseur Bastian Kraft setzt, um radikal anders zu sein als die traditionelle Domplatz-Aufführung: er inszeniert das Stück als multimediales Konzert-Spektakel. So spricht der Darsteller mit einem Skelett, in dessen Augenhöhlen eine Kamera montiert ist. Die Bilder werden großflächig projiziert, zugleich bilden Scheinwerfer wechselnder Helligkeit den Schriftzug LIVE, es gibt Bildschirme und digitale Schriftanzeigen, die - in Anspielung auf die verbleibende Lebenszeit des Lebemanns - Datum und Uhrzeit darstellen, sowie den Charakter, der da durch Hochmair gerade spricht. Es gibt goldenen Glitter und Rockstar-Bühnenposen - vor allem aber: ein großer Teil der Aufführung ist Musik.

Die Rocksongs und Balladen werden gesungen und gespielt von Simonne Jones, einer in Berlin lebenden Amerikanerin, die E-Gitarre, Electronics, Keyboard, Flügel und noch andere Instrumente bedient, in extravaganter Kleidung herumhüpft und damit viel Präsenz einnimmt.

Für den Regisseur Bastian Kraft hat die Vorlage von Hugo von Hoffmannsthal vor allem eine Essenz: die Frage, was vom Leben übrig bleibt, wenn man sich des nahenden Sterbens gewiss ist. Während vor hundert Jahren, als das Stück entstand, noch die Religion Antworten auf die kollektive Sinnfrage anbieten konnte, ist die Suche nach Antworten heute indivdualisiert, meint Kraft.

Sein „Jedermann“, eine Koproduktion der Festspiele mit dem Hamburger Thalia-Theater, ist im Wettbewerb mit drei anderen Produktionen junger Regisseure. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird am 21. August verliehen.