"Zur Lage der Nation"

Klimawandel: Arbeitsauftrag an neue Regierung

Klimawandel: Wetterextreme nehmen zu, Hitze, Dürre, Hochwasser. Die EU fordert die Staaten auf, Strategien zu entwerfen. Österreich hat seine Anpassungsstrategie im Oktober des Vorjahres verabschiedet. Das Papier gibt es, bis 2050 müssen aber Taten folgen. Umweltpolitik wird zur zentralen Herausforderung für die kommende Legislaturperiode.

Mittagsjournal, 6.8.2013

Umsetzung fehlt

Allein in Oberösterreich hat das Juni-Hochwasser 220 Millionen Euro Schaden angerichtet. Wenige Wochen später die nächste Katastrophe. Die Hitze trocknet Böden aus. Selbst auf Almen in mehr als 1.000 Metern Seehöhe im Salzburger Lungau wird das Wasser knapp, berichten betroffene Bauern. Mit einer Erwärmung der Durchschntitstemperatur um bis zu 2,5 Grad bis 2060 rechnet auch die Bundesregierung. "Besonders im Sommer und Winter wird sich das Klima ändern", heißt es in der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel der Bundesregierung. Das Papier müssen alle EU-Staaten vorlegen. Was fehlt, ist der Aktionsplan zur konkreten Umsetzung, die Regierung sei da ins Hintertreffen geraten, kritisiert Thomas Dvorak, ständiger Berater der Europäischen Kommission, er betreibt in Wien ein Umweltberatungsunternehmen.

Alle Bereiche betroffen

Die nächste Regierung muss gleich mehrere Aufgaben lösen. Denn vom Klimawandel sind alle betroffen, sagt Dvorak: Zu klären seien Fragen wie: Was heißt es für die Infrastruktur, wenn Menschen bei Temperaturen über 40 Grad nicht mehr arbeiten können und Leitungen ausfallen. "Wir reden aber auch über die Problematik, was machen wir, wenn ein Großteil der Südeuropäer sagt, und ist es dort zu heiß. Wir reden über Veränderungen im Tourismus. Wir werden Skigebiete verlieren. Wir müssen eine gesamtgesellschaftliche Diskussion führen."

Vorbild Bürgerbeteiligung

Viele Maßnahmen kosten Geld. Gefragt sind alternative Finanzquellen, rät Dworak. Jene die den Klimawandel verursachen, sollten auch zahlen. Vorbild könnte der Energieversorger Verbund sein. An der Erweiterung von Windparks in Niederösterreich und im Burgenland können sich Anrainer jetzt schon finanziell beteiligen. Anleihen wurden aufgelegt. Bürgerbeteiligung sei eine Stärke Österreichs, lobt Michael Zschiesche, Chef des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen in Berlin: Das sei aus deutscher Sicht nachahmenswert. Viele Maßnahmen kosten gar nichts, sind aber politisch eine Herausforderung wie etwa das Arbeitsrecht, sagt Dworak und verweist auf die spanische Siesta.


Auch in der Raumordnung schlummern Probleme. Österreich verbraucht wie Deutschland zu viel Fläche - mit 22,4 Hektar pro Tag. Experten wie Zschiesche raten zur Nachnutzung alter Areal statt Neubauten auf der grünen Wiese.

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