Bibelkommentar zu Lukas 12, 49 - 53
Das ist doch eine starke Ansage Jesu: Feuer auf die Erde zu werfen; nicht Frieden sondern Spaltung zu bringen. Nix ist es mit dem lieben Jesus, unserem Freund und Bruder.
8. April 2017, 21:58
Da fühlen sich doch jene gleich bestätigt, die im biblischen Gott den strafenden, rächenden, herrschsüchtigen Gott sehen wollen (und den Universalitätsanspruch des Monotheismus als kriegerisch und zerstörerisch).
Doch darum geht es nicht. Gott selbst ist das Feuer, aber er ist ein wegweisendes, Schicksal wendendes und auch läuterndes Feuer: So, wie er im Alten Testament Moses im brennenden Dornbusch erscheint um die Israeliten zu befreien, wie er ihnen als Feuersäule durch die Wüste voranzieht um sie ins gelobte Land zu geleiten. So ist es hier, im Neuen Testament, das Feuer des Heiligen Geistes. Seine eigene „Taufe“, auf die Jesus anspielt, das ist seine eigene Passion – sein Leiden und sein Tod. Sie sind gleichsam die „Feuertaufe“, durch die Jesus selbst hindurch gehen muss. Wer diesem Jesus folgen will, der muss an dieser Feuertaufe Anteil haben, er wird in gewisser Weise seine Geschichte von Unverständnis, Ablehnung und Heimatlosigkeit teilen müssen.
Das ist heute, in einer Zeit, in der der christliche Glaube keine Selbstverständlichkeit mehr ist, in der die Kirche scharfen Angriffen von allen Seiten ausgesetzt ist, auch nicht anders. Christ sein erfordert eine Entscheidung gegen den Zeitgeist. Wer sich heute als Christ deklariert, riskiert es, Unverständnis, Kritik oder bestenfalls Spott zu ernten. Ich erinnere mich gut, wie der Mann einer Freundin angesichts meines Theologiestudiums meinte, ob ich nun unter die Kerzerlschlucker und Sakristeiwanzen ginge.
Das ist die Spaltung, die Zwietracht, von der Jesus spricht. Wie er in vielen Gleichnissen zeigt – wo z. B. die Spreu vom Weizen getrennt, oder der treue vom untreuen Knecht unterschieden wird – geht es ihm um die „Scheidung der Geister“, also die Unterscheidung zwischen jenen, die seine Botschaft annehmen, und jenen, die sie ablehnen.
Nichts ist es also mit der Wohlfühlreligion, mit dieser vermeintlichen „Nützlichkeit“ des Glaubens als Lebenshilfe, damit wir es uns in unserer Komfortzone recht bequem machen können. Das Christentum ist nun einmal kein gemütlicher Sonntagsspaziergang, sondern eine Herausforderung, die ans Eingemachte geht. „Das Reich Gottes wird nicht von den Zuschauerrängen aus gemacht“ hat Franz Kamphaus, der emeritierte Bischof von Limburg, einmal gesagt. Wir müssen uns schon mitten ins Geschehen hinein wagen, mitten in die Arena! Christ sein heißt sich entscheiden, sich engagieren, heißt seine Meinung – auch wenn sie unbequem ist - kundtun.
Das bedeutet auch, Position zu beziehen für die Schwachen. Gar nicht so selten höre ich Aussagen wie: "Ja, die Schwarzen – sind doch alles Drogenhändler, die Bettler – sicher organisierte Banden, und die Flüchtlinge – ja, wir wissen es, alles Schlepper und Hehler!" Gegen solche pauschalen Vorurteile muss jeder mündige Christ auftreten, seine Stimme erheben. Auch wenn er damit nicht immer auf Verständnis stößt, wenn er dafür vielleicht einen Konflikt eingeht oder einen Freund vergrämt.
Ja, glauben ist anstrengend. Wir können als Christen nicht in selbstgenügsamer Nabelschau verharren, sondern sind dazu aufgerufen mit dem Gesicht zur Welt und zu den Menschen und Problemen um uns herum zu leben. Dies sei auch gegen die seltsame Rückzugshaltung mancher gesagt, die sich lieber auf den „heiligen Rest“ konzentrieren wollen.
In letzter Konsequenz geht die Entscheidung bis zur eigentlichen Bedeutung dessen, was Zeugnis auf Griechisch heißt: Martyria - also bis zur Hingabe des eigenen Lebens für seine Überzeugung. So wie die sieben Mönche von Tibhirine, - bekannt geworden durch den Film „Von Menschen und Göttern“, die sich während des algerischen Bürgerkriegs bewusst entschieden zu bleiben, und 1996 entführt und ermordet wurden. Ihre Erinnerung wird heute in Notre Dame de l‘Atlas bewahrt, einem Trappistenkloster in Marokko, wo ich unlängst einige Wochen verbracht habe. Hier leben Menschen, die bereit waren und sind, das Zeugnis ihres Glaubens und ihre Solidarität mit den Menschen bis in die letzte Konsequenz zu leben.