Schwarzarbeit: Staat entgehen 2,5 Mrd. Euro
Geld bar auf die Hand, keine Rechnung - der Pfusch ist in Österreich nach wie vor weit verbreitet. Großer Verlierer dabei ist der Staat. Berechnungen der Johannes Kepler Universität Linz zufolge entgehen ihm 2013 durch Schwarzarbeit mehr als 2,5 Milliarden Euro an Steuereinnahmen und Sozialversicherungsgeldern.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.8.2013
Kavaliersdelikt Pfusch
Am Meisten gepfuscht wird noch immer am Bau, danach kommt das Gastgewerbe und die Unterhaltungsbranche, zum Beispiel Musikbegleitung bei Hochzeiten. Ein Drittel der Schwarzarbeiter gilt als beschäftigungslos. Zwei Drittel verdienen sich mit der Schwarzarbeit etwas dazu, zahlen in ihrem regulären Job aber Steuern und Abgaben, sagt der Professor für Volkswirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz, Friedrich Schneider. Er beziffert deren Zahl mit 800.000 bis eine Millionen. Daher schade der Pfusch zwar dem Staat, nütze aber gleichzeitig vielen, sagt Schneider: "Die ganz große Masse profitiert davon, darum wird sie auch als Kavaliersdelikt betrachtet. Die Zeitung am Sonntag aus dem Ständer zu nehmen ohne zu bezahlen, lehnen viel mehr ab als 400, 500 Euro im Monat schwarz zu verdienen."
Acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts macht der Pfusch aus. Alleine an Sozialabgaben und Steuern entgehen dem Staat 2,5 Milliarden Euro. Dabei gäbe es durchaus Möglichkeiten, die Schattenwirtschaft zu reduzieren. Schneider schlägt zum Beispiel vor, Handwerkerrechnungen von der Steuer absetzbar zu machen. Ein anderes Modell arbeitet mit der Mehrwertsteuer, die bei großen Vorhaben zurückerstattet wird. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Es würde nicht mehr ohne Rechnung gearbeitet.
Zögerliche Politik
Der Volkswirt schlägt ebenfalls vor, höhere monatliche Zuverdienstgrenzen für Nebeneinkünfte einzurichten, wie es sie zum Beispiel in Deutschland gibt. Derzeit fehle es aber am politische Willen, gegen Pfusch vorzugehen fehlt allerdings, sagt Schneider. "Denn für viele wäre der Traum vom Eigenheim nicht realisierbar, wenn es den Pfusch nicht gäbe. Das weiß die Politik, und daher ist sie in dieser Hinsicht eher zögerlich, das rigoros abzustellen. " Dennoch plädiert Schneider dafür, die Schattenwirtschaft einzudämmen. Denn Geld, das dem Staat jetzt verloren geht, könnte durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Zum Beispiel könnten damit Steuersenkungen finanziert werden - oder es könnten die Lohnnebenkosten gesenkt werden.