Stadtwachstum in Wien
Wien wird Prognosen zufolge bis 2050 um ein Drittel seiner aktuellen Bevölkerung wachsen. Das stellt die Stadtplaner vor große Aufgaben, denn soll sich die Stadt auch ökologisch nachhaltig entwickeln, gilt es, die Zersiedelung einzudämmen und neue Lebensräume innerhalb bereits bebauter Gebiete zu schaffen. Wie das geschehen soll, darüber gab es eine Podiumsdiskussion in Wien, zu der die Kunst- und Kommunikationsagentur art:phalanx geladen hat.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.8.2013
Ein Schlüsselwort moderner Stadtplanung heißt "Nachverdichtung", also das Schaffen von Wohn-, Arbeits- und Lebensräumen innerhalb bebauter Gebiete. Für Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien, besteht kein Zweifel, dass Wien möglichst stark nach innen wachsen muss, um angesichts des starken Bevölkerungswachstums weiterhin lebenswert zu bleiben. Auch die Bevölkerung ziehe es längst nicht mehr so stark in den Speckgürtel der Stadt als noch vor wenigen Jahren, erklärt Madreiter. Er spricht sogar von einem klaren Trend zur Urbanisierung.
Mehr als bloße Wohnraumvermehrung
Hinter dem Begriff "Nachverdichtung" steckt mehr als die bloße Vermehrung von Wohnraum in der Stadt, indem etwa Häuser aufgestockt oder Hinterhöfe bebaut werden: Es gehe darum, urbane Flächen den Bedürfnissen ihrer Bewohner anzupassen, sie mit Geschäften, Bildungseinrichtungen und Arztpraxen auszustatten und an den öffentlichen Verkehr anzubinden, erklärt der Stadtplaner.
Dass bei den Großsiedlungen in den letzten Jahren nichts geschehen sei, habe politisch-soziale Gründe, die man sich anschauen müsse, so Madreiter. Mit den Tücken der Wiener Stadtplanung bestens vertraut ist auch die Architektin Laura Spinadel. Sie leitet das Büro BUSarchitektur in Buenos Aires und Wien und ist aktuell Masterplanerin des neuen WU Campus im zweiten Wiener Bezirk. Sie plädiert bei der Planung neuer Stadtgebiete für die Vernetzung möglichst vieler Akteure - Stadt, private Bauträger, Wirtschaftsförderungsfonds, Jugend- und Studentenorganisationen - eben alle, die für die Neugestaltung eines Stadtteils wichtige Informationen liefern können.
Neue Wiener Bauordnung könnte Abhilfe schaffen
Oft genug, klagt Spinadel, würden aufwändig erstellte Masterpläne nicht umgesetzt, denn kaum sei der Plan abgegeben und die Flächenwidmung erteilt, hole sich der Bauträger einen anderen Architekten, dem es nur darum gehe, Wohnfläche zu produzieren. Hier allerdings könnte die neue Wiener Bauordnung abhelfen, die letzte Woche präsentiert wurde: Tritt sie Anfang kommenden Jahres tatsächlich in dieser Form in Kraft, wird es der Stadt Wien möglich sein, privatrechtliche Verträge mit Bauträgern abzuschließen. Beide Seiten verpflichten sich damit, geplante Projekte auch tatsächlich umzusetzen - erst dann erfolgt die Widmung. So könnten ambitionierte Pläne zur Schaffung neuer urbaner Lebensräume künftig vielleicht nicht mehr in der Schublade verschwinden.