Bibelkommentar zu Lukas 14, 25 - 33

Die Heilige Teresa von Avila bringt in ihrem Gedicht "Nada de turbe" eine tiefe mystische Erfahrung zum Ausdruck: Solo dios basta. Gott allein genügt. Nur Gott besteht.

Nada de turbe.

Nichts soll dich verwirren,
nichts soll dich beirren,
alles vergeht.
Gott wird sich stets gleichen.
Geduld kann erreichen
was nicht verweht.
Wer Gott kann erwählen,
nichts wird solchem fehlen:
Gott allein genügt.

Ich vermute, dass eine ähnliche Erfahrung vielleicht auch im Hintergrund des Textes aus dem Evangelium nach Lukas steht. Nichts im irdischen Leben kann mir jenen absolut festen Grund geben, nach dem ich mich so sehr sehne. Nicht meine Beziehungen, nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern. Beziehungen sind lebenswichtig, aber auch sie sind zerbrechlich und entheben mich nicht der Frage nach meinem Lebensgrund. Nicht das Glück, das kommt und geht. Schon gar nicht Erfolg oder Besitz. Nichts kann meinen Hunger nach Sinn endgültig stillen.

Was Jesus von Nazareth den Menschen, die ihn begleiten hier sagt, sind keine Vorschriften, keine moralischen Normen, keine Drohungen oder Bedingungen, die man zuerst erfüllen muss, um zu Gott zu finden. Ich glaube, es sind Erfahrungen, die man macht, wenn man sich mit Jesus auf den Weg des christlichen Glaubens einlässt.

Wie der Turmbau, der in dem Text zum Vergleich beschrieben wird, ist der christliche Weg ein Lebensentwurf, der das ganze Leben erfasst und verändert. Wer sich darauf einlässt, wird vieles an scheinbaren Sicherheiten verlieren. So habe ich es erfahren. Vieles wird zweitrangig oder unbedeutend. Das könnte gemeint sein, wenn es heißt, das eigene Leben gering zu achten. Aber der Verlust birgt die Möglichkeit zu einer tieferen, weiteren, größeren Erfahrung: Gott als der tragende Grund des Lebens.

Teresa von Avila ist aufgrund dieser Erfahrung keinesfalls weltfremd oder depressiv geworden. Im Gegenteil: Sie hat mehr als ein Dutzend Klöster gegründet, ist gereist, hat unzählige pastorale Projekte, wie man heute sagen würde, ins Leben gerufen. Aber aus dem tieferen Wissen, dass Gott allein genügt.