Der Schauspieler starb im 73. Lebensjahr

Otto Sander ist tot

Sander sei am Donnerstag im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben, teilte die Künstleragentur Meistersinger im Namen seiner Familie mit.

Otto Sander

(c) Pfarrhofer, APA

Tief, sanft, unergründlich

Seine Stimme machte ihn unverwechselbar. Tief, sanft und unergründlich - einfach "gut abgehangen", wie Otto Sander sie selbst einmal bezeichnet hat. Als Engel Cassiel versah er in Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin" seinen irdischen Dienst. Er war der verzweifelte Kapitänleutnant Thomsen in Wolfgang Petersens "Das Boot" und der ewig betrunkene Trompeter in Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel". Große tragische und tragikomische Rollen im Kino und auf der Bühne waren seine Stärken. Und auch durch seine Lesungen von Ringelnatz, Kleist, Shakespeare und Beckett zog sich oft eine Spur von Melancholie. Am Donnerstag, dem 12.September 2013, ist Otto Sander 72-jährig in Berlin verstorben.

Kulturjournal, 12.09.2013

Otto Sander über Realität und Schauspiel

"Alte" Berliner Schaubühne

Mehr als 100 Kino- und Fernsehfilme drehte Sander, der in Hannover geboren wurde und in Berlin gelebt hat. Sein Bühnendebüt gab er 1966 in "Joel Brand" an den Düsseldorfer Kammerspielen - nachdem er in München Theaterwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte studiert und gleichzeitig Schauspielunterricht an der Otto-Falckenberg-Schule genommen hatte.
Zu den Glanzzeiten der "alten" Berliner Schaubühne unter Peter Stein war Sander in fast allen wichtigen Inszenierungen zu sehen. Mit Schauspielern wie Sander, Bruno Ganz, Edith Clever und Jutta Lampe erlangte die Schaubühne in den 1970er Jahren Weltruhm. Von 1970 bis 1979 gehörte Sander dem Ensemble des Theaters an.

Kulturjournal, 12.09.2013

Otto Sander als Hauptmann von Köpenick

Schauspieler des Jahres 1999

Danach ging er kein festes Engagement mehr ein. Sander arbeitete mit Regisseuren wie Stein, Claus Peymann, Robert Wilson, Klaus Michael Grüber, Peter Zadek, Luc Bondy, Leander Haußmann und Matthias Hartmann zusammen. Berlin, Wien, Bochum waren immer wiederkehrende Stationen seiner Bühnenlaufbahn. Für seine Bochumer Rolle in Botho Strauß' "Kuss des Vergessens" wurde er 1999 zum "Schauspieler des Jahres" gewählt. Er brillierte als mehr tragischer denn komischer "Hauptmann von Köpenick" und berührte das Publikum in Becketts Solostück "Das letzte Band" als zweifelnder, alter Mann, der resigniert seinem eigenen Leben nachlauscht.

Sonorer Synchron- und Offsprecher

Doch auch wer nie ins Theater und auch selten ins Kino gegangen ist, kennt Sanders Stimme wahrscheinlich. Der Schauspieler, Stiefvater von Meret und Ben Becker, war oft als Synchron- und Offsprecher zu hören und galt als einer der begehrtesten Sprecher für Hörbücher. Zu einem Publikumshit wurden die "Polizeiruf 110"-Folgen, für die Sander als Streckenwärter Lansky gemeinsam mit seiner Ehefrau Monika Hansen und Ben Becker vor der Kamera stand. Auch die Jüngsten wachsen schon mit Sander auf: Im Kinder-Zeichentrickfilm "Der Grüffelo" lieh Sander seine sonore Stimme der Eule.

Service

In memoriam Otto Sander ändert Ö1 das Programm der Sendung "Du holde Kunst" am Sonntag, 15. September 2013 und bringt unter dem Titel "Das Leben ist ein Schaum, den Flut und Wind verzehrt" ein Programm, das Otto Sander im Jahr 1997 für den ORF eingelesen hat.