Ausstellung auf atombetriebenem Eisbrecher
"Kunst bricht Eis" - unter diesem Motto findet auf dem weltweit ersten atombetriebenen Eisbrecher eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst statt. Und zwar auf der legendären "Lenin" in Murmansk in Nordrussland. Gezeigt werden Werke russischer und österreichischer Künstler, die speziell für diesen Ort geschaffen wurden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.9.2013
Präsenz des Kalten Krieges
Mächtig und still ankert sie im Hafen von Murmansk, die "Lenin", der weltweit erste Atom-Eisbrecher. Längst ist die Zeit vorbei, als das 44.000 Pferdestärken starke Schiff den Weg durch das zu arktischen Siedlungen Eis frei brach. Einst Symbol für den Fortschritt der Großmacht Sowjetunion, ist die "Lenin" heute ein Museum, das nun erstmals zeitgenössische Kunst zeigt, so der Kurator der Ausstellung "Lenin: Eisbrecher", Simon Mraz. Es ist ein Ort, der in jedem Raum, der im pompösen Sowjet-Stil eingerichtet wurde, die Zeit des Kalten Krieges atmet. Zwischen den Lenin-Büsten und braunen Holzmöbeln ziehen zeitgenössische Kunstwerke die Aufmerksamkeit auf sich: Etwa das Video der österreichischen Künstlerin Isa Rosenberger, in dem die Erinnerungen eines russischen Kapitäns mit den Aussagen von US-Vizepräsident Nixon verschmelzen. Dieser hat einst auf der "Lenin" die USA und die Sowjetunion zur Zusammenarbeit aufgerufen, erzählt Isa Rosenberger.
Politisch korrekte Kunst
Unter Russlands Präsident Putin tun sich heute neue Gräben zum Westen auf. Zwar ist die Diktatur des Kommunismus längst Geschichte, doch so wie damals muss auch heute wieder Kunst politisch korrekt sein, erzählt die russische Künstlerin Maria Koschenkowa: "Jedes Kunstwerk in Russland ist politisch, ob es der Künstler so will oder nicht. Die Lenin-Skulptur, die ich ausstelle, hätte viel grösser sein sollen, aber der Kapitän hielt das für zu heikel. In Europa hätte keiner was gesagt, aber hier wird alles sofort politisch gedeutet."
Eisiges Klima in Russland
Regimekritische Künstler und politische Gegner werden in Putins Russland eingeschüchtert, landen oft nach fabrizierten Anklagen vor Gericht. Auch darauf nimmt der österreichische Künstler Marko Lulic Bezug in seinem Tanzvideo. In einer Performance, die auf Strawinskys "Frühlingsopfer" basiert, wird ein Einzelner von einer Gruppe geopfert. Sinnbild für Minderheiten, die für angeblich Größeres büßen müssen, etwa religiöse oder politische Werte. Viele russische Kunstschaffende wählen unterdessen den Weg des Rückzugs, erzählt der junge Moskauer Künstler Alexander Lysow: "Der Staat ignoriert mich und ich ihn auch. So geht es der großen Mehrheit der Künstler im heutigen Russland." Lsyow spendet mit einer riesigen Metallkugel aus Infrarotlampen dem historischen Eisbrecher "Lenin" etwas Wärme. Das politische Klima in Russland wird unterdessen immer eisiger.