Kenia: Geiseldrama dauert an

Seit drei Tagen halten somalische Al-Shabaat-Milizen die kenianische Hauptstadt Nairobi in Atem. Die kenianischen Sicherheitskräfte konnten laut eigenen Angaben den Großteil der Geiseln befreien und das Gebäude im Lauf der Nacht fast vollständig unter ihre Kontrolle bringen. Doch das Geiseldrama geht weiter: Rund zehn Menschen befinden sich noch immer in der Gewalt der Al-Shabaat-Milizen.

Mittagsjournal, 23.9.2013

Geiselnehmer drohen mit Ermordung

Mit rund 10 Kunden und Angestellten haben sich die Geiselnehmer in einem oberen Stockwerk des Einkaufszentrums in Nairobi verschanzt. Heute Früh haben sie offen damit gedroht, die Geiseln umzubringen. Die kenianischen Einsatzkräfte arbeiten auf Hochtouren daran, die Geiselnahme zu beenden. Immer wieder waren im Lauf des Vormittags laute Schüsse und Explosionen aus dem Einkaufszentrum zu hören.

Am Samstag hatten rund 15 somalische Al-Shabaat Milizen das Einkaufszentrum gestürmt. Sie haben Granaten um sich geworfen und mit gezielten Schüssen Menschen getötet. Eine überlebende Australierin schildert was passiert ist:

"Wir haben ein lautes Geräusch gehört, am Anfang dachte ich, es wäre ein Gerüst, das zusammenfällt, aber dann hörten wir Gewehrschüsse und Panik ist ausgebrochen. Wir haben allen gesagt, dass sie sich auf den Boden legen sollen. Zum Glück war die Lieferantentür offen und durch die sind wir gemeinsam mit ein paar anderen Leuten weggelaufen."

Al-Shabab Miliz: Rache für Unterstützung

Die Geiselnehmer gehören zu der radikal-islamischen Al-Shabab Miliz aus dem Nachbarland Somalia. Dort bekämpft die radikale Gruppe seit dem Ende des Bürgerkriegs den Somalischen Staat, sagt der kenianische Shabaat-Kenner Tom Maliti:

"Die al-Shabaab Milizen sind wütend, weil kenianische Truppen seit 2 Jahren die somalische Regierung im Kampf gegen die radikalen Milizen unterstützen. Al-Shabaab hat Kenia deswegen schon öfter mit einem Anschlag gedroht. In den letzten zwei Jahren gab es immer wieder kleinere Anschläge im Nordosten von Kenia, aber nie einen so großen wie im Einkaufszentrum."

"Internationaler Krieg"

Unter den insgesamt 68 Toten sind viele Ausländer aus Frankreich, Großbritannien und Kanada. Auch ein Neffe des kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta wurde getötet. US-amerikanische und israelische Spezialeinheiten unterstützen die Sicherheitskräfte in Nairobi. Nicht zuletzt deshalb hat der kenianische Präsident den Angriff nicht als kenianischen, sondern internationalen Krieg bezeichnet. Und der ist seit heute Vormittag um eine Facette reicher:

Denn der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat den Prozess rund um Kenias Vizepräsidenten William Ruto für eine Woche unterbrochen. Genauso wie dem amtierenden Kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta, werden ihm Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach der kenianischen Wahl 2007 vorgeworfen. Dennoch sollen die beiden angeklagten Machthaber Ruto und Kenyatta jetzt die Geiselkrise in Kenia beenden.