Gin Ga

In unserer Serie "Proberaum" besuchen wir heute die Wiener Band Gin Ga, früher bekannt als Ginga. Das Quartett feiert heuer seinen zehnten Geburtstag, großes Kritikerlob fuhr die Band 2008 mit ihrem ersten Album "They should have told us" ein.

Gin Ga

(c) Popp, ORF

Hierzulande waren Gin Ga unter anderem beim Pop-Fest am Karlsplatz zu erleben, international legten sie aber Auftritte noch ganz anderer Größenordnung hin und waren mit der britischen Band Starsailor auf Tour. Starsailor-Bassist James Stelfox war daraufhin so begeistert von den Wienern, dass er ihnen seine Mitarbeit anbot. Fürs neue, zweite Album hat man sich aber in die ursprüngliche Vierer-Besetzung zurückgezogen. Das heißt "Yes/No" und wird am 12. Oktober präsentiert.

Kulturjournal, 04.10.2013

Ein Haus gleich ums Eck vom Wiener Graben, eine der teuersten Adressen der Stadt, rundherum haben die großen Modelabels ihre Boutiquen. Nicht gerade der Ort, an dem man den Proberaum einer jungen österreichischen Band vermutet. Es geht dann auch nicht hinunter in einen fensterlosen Keller, sondern hinauf ins Dachgeschoß. Gin-Ga-Sänger Alex Konrad öffnet mir die Tür und führt mich in einen saalähnlichen Raum mit einer fast die gesamte Wandseite einnehmenden Glasfront.

Requisiten liegen und stehen herum, eine kopflose Kleiderpuppe, ein abgewetzter Lederkoffer und Emailtafeln, noch mit Kurrentschrift bedruckt. Das Atelier sieht aus, als würde es sich seit hundert Jahren in Familienbesitz befinden.

Schlagzeuger Matias Meno fehlt und so sind Gin Ga heute nur zu dritt. Sie sitzen rund um einen niederen Tisch in einer leergeräumten Ecke des Ateliers. Sänger Alex Konrad mit einer akustischen Gitarre, Emanuel Donner mit Violine und Klemens Wihlidahl mit einem gerade einmal schuhkartongroßen Synthesizer. Wie Nomaden wirken sie, die überall spielen könnten und tatsächlich hat sich die Band zum Proben auch schon einfach am Donaukanal getroffen oder in einer alten Scheune in Stammersdorf. Der Glaube an einen eigenen, ganz besonderen Ort, an dem allein man kreativ sein kann, gibt es nicht oder nicht mehr, so Keyboarder Klemens Wihlidal.

So sucht man auf Alex Konrads Gitarre vergeblich nach einer Markenbezeichnung. Sie ist auch nur mit einfachen Nylonsaiten bespannt und könnte ohne weiteres aus dem Requisitenfundus des Ateliers stammen.

International bekannter als in Österreich

"They Should Have Told Us" kam 2008 heraus und dann noch einmal in einer Neuaufnahme 2010. Damals nannte man sich auch noch Ginga. An der Schreibweise - mit dem "a" am Schluss - hat sich nichts geändert, aber man spricht sich jetzt anders aus: Dschin Ga statt Dschidscha. Ursprünglich hatte man ja ein völlig sinnleeres Kunstwort schaffen wollen, wurde dann aber dauernd mit dem englischen Wort für Ingwer in Beziehung gebracht. Doch auch in der neuen Aussprache steckt wieder eine Bedeutung.

Auch wenn die Songs von Gin Ga auf äußerst minimalistische Weise entstehen, wenn es dann ins Studio und zur Aufnahme geht, können auch ganz opulente Instrumente zum Einsatz kommen.

Andere heimische Bands sind weltberühmt in Österreich, bei Gin Ga ist jedoch das Gegenteil der Fall. Während sie hierzulande noch immer erstaunlich wenig bekannt sind, werden sie international oft und gerne gebucht. Am 12. Oktober werden Gin Ga im Wiener Brut ihr neues Album präsentieren. Und sie setzen dabei weiterhin auf Handgemachtes. So sind alle auf dem Album zu hörenden Instrumente analog eingespielt.

Beim Song-Schreiben setzt Sänger Alex Konrad weniger auf Story-Telling und mehr auf Schlagworte und Schlagzeilen. Für die Doppelbödigkeit der Songs sorgt auch eine gehörige Portion Ironie. Nicht nur, was die Texte, sondern auch, was die Musik betrifft. Und da wird dann mit Vorliebe der Mainstream-Pop in die Mangel genommen.

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