Das Mariani-Klavierquartett stellt sich vor

Heißes Blut und kühler Kopf

Die Besetzung Violine-Viola-Violoncello-Klavier gehört nicht zu den häufigsten im Kammermusikbusiness. Als scheinbar unansehnliches Geschwister-Entlein von Streichquartett und Klavier-Trio hat das Klavier-Quartett freilich gute Chancen, zum Schwan heranzuwachsen, wenn vier junge Musiker/innen am Werk sind, denen die Musik unter den Fingern brennt.

Kaum jemals klang die Phantasy von Frank Bridge aus dem Jahr 1910 so überwältigend und gleichzeitig leicht und luftig. Dieses Paradox – hohe, höchst und gleichsam spätest-romantische Musik mit heißem Blut und kühlem Kopf zu spielen – ist während der ganzen guten Stunde zu erleben, die diese Debüt-CD dauert, wenn das Mariani-Klavierquartett eines der berühmteste Werke der Gattung, Schumanns op. 47, und dazwischen Martinus 1942 entstandenes Klavierquartett spielt. Dabei ist übrigens Martinus Werk keinerlei Lückenbüßer, sondern ein wundervoll fließendes, herbstlich gefärbtes Stück. Was für ein Einstand am Tonträgermarkt!

Mariani-Klavierquartett: Bridge, Martinu, Schumann. Genuin/Deutschlandradio

Albert Hosp am 29.10.2013