Der Traumsammler

Genau vor zehn Jahren erschien der Roman "Drachenläufer" von Khaled Hosseini. Es wurde ein Bestseller, von Hollywood bald verfilmt. Nach dem ebenfalls zum Bestseller gewordenen Roman "Tausend strahlende Sonnen" über ein berührendes Frauenschicksal in Afghanistan ist nun Hosseinis dritter Roman auf Deutsch im Fischer-Verlag erschienen. Er heißt "Traumsammler" und wird von "New York Times" und "Welt" als sein bestes Buch gepriesen.

Morgenjournal, 30.10.2013

Zwei Geschwister, die in früher Kindheit voneinander getrennt werden : Abdullah und Pari. Das Mädchen wird an eine reiche Familie in Kabul verkauft. Es geht mit seiner Mutter nach Paris. Fünf Jahrzehnte später wird es ihren Bruder wiederfinden, an den Rollstuhl gefesselt und dement, sowie ihre Nichte, die Abdullah nach seiner verloren geglaubten Schwester Pari genannt hat, was auf Farsi so viel wie Fee bedeutet.

Um diese scheinbar einfach klingende Geschichte weben sich viele andere Geschichte: durch die Zeiten, durch die Räume. Geschichten von Warlords und von Flüchtlingen, von afghanischen Immigranten in Amerika, von einem griechischen Arzt, der seine gutgehende Schönheitspraxis in Athen , verlässt, um in einem Spital in Kabul zu arbeiten.

Khaled Hosseinis, selbst Immigrant und Internist in Kalifornien, gibt zu, dass auch das neue Buch viel mit ihm zu tun hat, aber es sei globaler, weil es auf der ganzen Welt spiele, dennoch bleibt sein eigentliches Herz seine Heimat Afghanistan.

Der Verlust und sein Gegenteil

Nicht nur um den Verlust der Heimat geht es im neuen Buch von Khaled Hosseini, sondern um Verlust im Allgemeinen und sein Gegenteil: Die Sehnsucht, die Hoffnung wieder ganz zu werden, den geliebten Menschen wiederzufinden.

Eine Zeitungsnotiz und ein Bild waren es, die Hosseini zu dem neuen Buch inspiriert haben. Eine Meldung, wonach eine arme Familie ihre Töchter verkaufen musste, um in Afghanistan zu überleben und das Bild eines Mannes, der mit einem Karren, indem ein kleines Mädchen sitzt, die afghanische Wüste durchquert. Und ein Junge, der hinterherläuft.

Von den 1960ern bis 2010

Das Buch springt von den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ins Jahre 2010 von 1968 in die neunziger Jahre, klar, dass viele der politischen Tragödien des Landes gestreift werden, aber nur insofern sie die Charaktere betreffen, von der Herrschaft des letzten Königs bis zu Harmid Karsai, von den Krieg gegen die Russen über die Schreckensherrschaft der Taliban bis zum Eingriff der Amerikaner.

Was wäre gewesen

Alle Charaktere des Buches entdecken etwas über sich selbst in dem Buch und Hosseini interessiert, wie sie die dadurch entstandene Spannung lösen oder nicht.

Eine Frage, die sich Khaled Hossini immer wieder stellt, was wäre gewesen, wenn ich damals Afghanistan nicht mit meinen Eltern verlassen hätte, wo wäre ich, wäre ich überhaupt noch am Leben nach all diesen Kriegen.

Flüchtlinge: Menschen wie du und ich

Seit 2006 ist Khaled Hosseini Sonderbotschafter der UNO Flüchtlingsorganisation und besuchte immer wieder Afghanistan in dieser Funktion. Und er wirbt für Empathie mit den Flüchtlingen, das seien ganz normale Menschen wie du und ich, 42 Millionen auf der ganzen Welt und wir in Europa und Amerika könnten einfach nicht mehr in so einer Festungsmentalität weiterleben, sagt Khaled Hosseini.

Khaled Hosseini hat deswegen eine eigene Stiftung gegründet, die vor allem Kindern und Frauen helfen will eines der wichtigsten Projekte ist obdachlosen Flüchtlingen in Afghanistan selbst zu helfen, das beträfe vor allem Menschen, die nach der Herrschaft der Taliban in ihre Heimat zurückkehren wollten um ein neues Leben aufzubauen oder an das alte, verlorene anzuschließen. Hosseini will diesen Menschen eine Stimme geben.

Aber Hosseini gibt vor allem den Menschen in seinen Roman eine Stimme, tritt für sie ein, erzählt von ihren Träumen und ihren Verlusten. Und wie ein orientalischer Geschichtenerzähler, der er nun einmal ist, lachen und weinen wir mit diesen Figuren.