Bessere Orientierung im Gesundheitssystem

Patientinnen und Patienten sollen künftig im Gesundheitssystem betreut und durch das System gelotst werden, um sie zur richtigen Behandlungsstelle zu leiten. Damit sollen nicht notwendige und teure Krankenhausaufenthalte reduziert werden. Erste Konzepte gibt es bereits.

Morgenjournal, 2.11.2013

Lotse durchs System

Miteinander statt gegeneinander - diese grundsätzlich Leitlinie für die künftige Gesundheitspolitik soll auch bei der Primärversorgung gelten. Der Gesundheitsexperte Georg Ziniel und der Allgemeinmediziner Erwin Rebhandl haben ein Konzept für Österreich erarbeitet: "Die Primärversorgung soll eine Erstanlaufstelle sein für gesundheitliche Probleme aller Art." Die Gesundheitsberufe sollten künftig vernetzt arbeiten, der Patient soll quasi an der Hand genommen und durch das Gesundheitssystem gelotst werden. Der erste Ansprechpartner dürfte dabei wohl der Hausarzt sein, wobei es aber um mehr geht als ärztliche Betreuung. Vielmehr geht es um Betreuung von der Erstdiagnose und der Behandlung, über einen möglichen Spitalsaufenthalt bis zur Rehabilitation oder Pflege. Gemeinsam im Team soll entscheiden werden, wie der Patient am besten versorgt wird.

Sparsamer und gesünder

Georg Ziniel, Chef der staatlichen Forschungseinrichtung "Gesundheit Österreich", und Erwin Rebhandl, engagierter praktischer Arzt, haben für ihr Konzept Anregungen bei anderen EU-Ländern genommen, in denen es eine solche Primärversorgung schon gibt. Da zeigten sich die Vorteile, sagt Georg Ziniel. So könnten unnotwendige Spitalsaufenthalte vermieden werden, das könne auch Kosten sparen und es wirke sich positiv auf die Gesundheit der Patienten aus.

Wichtig sei auch, dass es kein Einheitsmodell für eine Primärversorung sei, sondern die speziellen Bedürfnisse berücksichtigt würden. In Städten sollten die Leistungsanbieter zusammengeführt werden etwa zu interdisziplinären Gruppenpraxen. Am Land hingegen brauche man eine dezentrale, organisatorisch vernetzte Versorgungsstruktur. Erwin Rebhandl sagt, dieser neue Ansatz einer Gesundheitsversorgung in Österreich sollte schrittweise eingeführt werden, anfangs in Pilotmodellen in einigen wenigen Regionen.

Gute Chancen auf Umsetzung

Nach gewissen Vorbereitungen könnte das als Teil der Gesundheitsreform ab 2015 starten. Erwin Rebhandl und Georg Ziniel geben sich zuversichtlich, dass das auch umgesetzt wird, weil auch die Entscheidungsträger diese primäre Versorgungsebene hoch priorisiert hätten - bei der geplanten Gesundheitsreform, die aber erst am Papier steht und noch umgesetzt werden müsste.