Römisches Filmfestival ringt um Anerkennung

Seit seiner Gründung vor acht Jahren kämpft das noch junge Filmfestival in Rom um einen Platz unter den großen internationalen Festivals. Morgen beginnt seine 8. Ausgabe.

Immerhin wirkten in der römischen Cinecittà Italiens berühmteste Regisseure. Wie zum Beispiel Federico Fellini, der vor zwanzig Jahren verstorben ist und dem das diesjährige Filmfest einen Schwerpunkt widmet. Marco Müller, der bis vor zwei Jahren das Festival von Venedig gleitet hat, bemüht sich jetzt als Leiter des römischen Filmfests, internationale Stars, Kritiker und Liebhaber des Kinos in die Hauptstadt zu locken.

Frauenbeine in Stöckelschuhen auf dem Roten Teppich

(c) Ferrari,ANSA

Die Kultur hat es schwer in Zeiten wie diesen in Italien. Ein Ende der Wirtschaftskrise ist nicht in Sicht. Das Publikum spürt sie, Sponsoren sparen und die Leitung des Festivals muss mit einem reduzierten Budget zurechtkommen: zehn Millionen statt fast zwölf wie im Vorjahr.

Von einer linken Stadtverwaltung vor acht Jahren als großes Publikumsfest ins Leben gerufen, hat die nachfolgende Rechte Regierung Roms CinemaFest aus politischer Ranküne fast runiniert.

Er sollte im Vorjahr die Wende bringen, Artdirektor Marco Müller, frisch aus Venedig, hervorragender Cineast mit excellenten Kontakten nach Jahrzehnten in der Branche.

Aber Geldmangel ist ein schlechter Freund, wenn es darum geht - und darum geht es im Filmzirkus - die Berühmtesten und Gefragtesten auf den Roten Teppich zu locken.

Doch Müller verspricht: die Großen kommen: "Jeden Tag wird es eine Begegnung, eine Debatte, einen Auftritt eines Regisseurs oder eines Star der internationalen und vor allem amerikanischen Bühne geben."

Joaquin Phönix und Scarlett Johansson

Auf dem Weg nach Rom sind derzeit, wie die Festivalleitung heute stolz aussendet, Joaquin Phönix und Scarlett Johansson, Stars der hier mit der meisten Spannung erwarteten Weltpremiere des neuen Streifens von US-Starregisseur Spike Jonze mit dem Titel "Her" - einer der 18 Filme im Wettbewerb um den in Rom zu gewinnenden "Mark-Aurel-Award".

Joaquin Phönix spielt den einsamen Schriftseller Theodore, der sich in Samantha verliebt, die künstliche Stimme eines Computersystems. Über Theodores Handy beginnen die beiden eine Beziehung, die nur auf Telefonaten beruht. Jonzes Thema also: unsere Beziehungen zur Welt der elektronischen Geräte. Seine beiden Stars werden in Rom erwartet.

Bale, Affleck, Dafoe und McConaughey

Starbesetzung auch in einem weiteren Film im Wettbewerb: Batman-Darsteller Christian Bale, Casey Affleck und William Dafoe in "Out of Fornace" von US-Regisseur Scott Cooper, ein Rachethriller zweier Brüder, deren einer von einer brutalen Gang ermordet wird.

Starbesetzung auch in Jeans Marie Valées "Dallas Buyers Club" mit Matthew McConaughey in der Hauptrolle.

Ein junger homophobe Texaner erfährt, dass er Aids hat, wird Freund eines Transsexuellen und zum Kämpfer für die Rechte der Kranken.

Stars aus Ost und West

Für Europa stark im Wettbewerb "Another me" der spanischen Regisseurin Isabel Cuaché mit der Britin Sophie Turner in der Hauptrolle. Das Thema: Doppelgänger und Identität.

Sophie Turner, Jungstar aus Cuachés Mistery-Thriller "Das geheime Leben der Worte" steht auch in der Liste der Stargäste.

Im Wettbewerb auch drei Italiener, darunter - nach dem Siegerfilm von Venedig "Il sacro Gra" wieder ein Dokumentarfilm. Diesmal über einen kroatischen Fernfahrer zwischen Ost und West.

Wenn Marco Müller leitet, dann fehlen sicher auch seine Lieblinge nicht: die großen aus dem fernen Osten: etwa Kioshy Kurosawa und Takaschi Miike.

Anspruchsvolles und Unterhaltung

Neben dem Wettbewerb bietet das 10-tägige Festival fünf weitere Sparten. Anspruchsvolles und Unterhaltung ist Direktor Müller ein Anliegen: "Wir versuchen beides zu vereinen: die Tradition des römischen Festivals, populäres Publikumskino zu sein, also das ursprünglich gewollte Kinofest - und Filme zu präsentieren, die den Mut haben, über das konventionelle Kino hinauszugehen."

Es kann durchaus sein, dass diese Ausgabe des "Filmfestival di Roma" entscheiden könnte, ob es noch einmal Geltung gewinnt. Die Experten hierzulande sind geteilter Meinung - und eine Zeitung spekuliert sogar daran, dass Marco Müller die nächste Ausgabe möglicherweise gar nicht mehr leiten wird. Er selbst dementiert.