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Ö1 Hörspiel
"Sturz in die Sonne" von C.F. Ramuz
Wegen eines Unfalls im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Sonne. Es gibt kein Entkommen. Stefan Weber hat Ramuz' Roman kongenial vertont.
3. Mai 2025, 14:00
Charles Ferdinand Ramuz, Schweizer Schriftsteller, Lyriker und Essayist, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Schweizer Literatur in französischer Sprache. 1922, als sein Roman mit dem Originaltitel "Présence de la mort" erschien, wusste C.F. Ramuz noch nichts von der Bedrohung der globalen Erwärmung. Die Analogie zwischen aktuellen Szenarien und Ramuz' über hundert Jahre alter Dystopie sind zwar erstaunlich, doch beschreibt "Sturz in die Sonne", wie der Roman in der deutschen Übersetzung heißt, vielmehr die Reaktionen der Menschen auf den drohenden Untergang.
Erst wird die Katastrophe verleugnet, die Nachricht wird nicht ernstgenommen: "Hier bei uns hat man nicht viel Vorstellungskraft." Die Freude über das schöne Wetter und die üppige Ernte schlägt bald in Angst um. Jeden Tag wird es ein Grad wärmer und die soziale Ordnung beginnt zu zerfallen. Das Bekannte wird auf einmal unheimlich und das Vertraute tödlich. Es kommt angesichts der Apokalypse zu Ausschweifungen, zu Selbstjustiz und zur Resignation.
Dem Schweizer Klangkünstler Stefan Weber ist es gelungen, das rauschhafte Gefühl der Bedrohung und des Untergangs in ein eindrückliches Hörerlebnis zu übertragen.
"Sturz in die Sonne" von Charles Ferdinand Ramuz. Aus dem Französischen von Steven Wyss. Mit Katja Reinke, Katrin Thurm, Thomas Sarbacher, Vincent Leittersdorf und Gottfried Breitfuss. Dramaturgie: Lia Schmieder. Hörspielfassung, Aufnahmen, Sounddesign und Regie: Stefan Weber (SRF 2025)