Freie Theaterschaffende fordern Klärung
Die Wiener Off-Theaterszene ist in Aufruhr. Auslöser der Empörung ist zum einen die temporäre Subventionserhöhung der Vereinigten Bühnen Wien um 4,9 Millionen Euro, zum anderen erregte Kulturstadtrat Mailath-Pokorny mit seiner Aussage, bei den Kritikern würde es sich um die "in Wien übliche Neidgesellschaft" handeln, großen Unmut unter den freien Theaterschaffenden.
8. April 2017, 21:58
Was seit Jahren köchelt, hat die vielzitierte Budgeterhöhung der Vereinigten Bühnen Wien jetzt auf den Siedepunkt gebracht, sagt Tristan Jorde, Obmann-Stellvertreter der Interessensgemeinschaft Freie Theaterarbeit. Denn man habe sich seit Jahren um konstruktive Gespräche mit der Stadtregierung bemüht, aber, so Jorde: "Wir werden da regelmäßig auf die unteren Stellen verwiesen. Der Herr Stadtrat interessiert sich offensichtlich nicht für die freie Szene, ihm sind da ganz andere Events oder Theater viel wichtiger."
Auch für Theaterregisseur und Schauspieler Hubsi Kramar zeugt die aktuelle Entscheidung von kulturpolitischer Gleichgültigkeit gegenüber der freien Szene. "Da wird so drübergegangen, das heißt, wenn ich dem Herrn Pokorny zuhöre, weiß ich, das ist großbürgerliches Denken, da ist kein tieferes Verständnis da, abgesehen von der Ökonomie, wo die Freien mittlerweile die Hälfte an Publikumszahlen haben, dabei aber nur ein Viertel der Subventionen bekommen."
Stimmt nicht, entgegnet Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, er verstehe die Sorgen der kleineren Häuser, die Theaterförderung sei in Wien aber eine gute Basis für die kulturelle Vielfalt. Gefördert wird die Wiener Off-Theaterszene mit jährlich 25 Millionen Euro, gestaffelt in mehrjährige Förderungen und in Projektzuschüsse. Die Subventionen für kleine und mittlere Offtheater-Häuser werden im nächsten Jahr um rund eine Million erhöht, "und das in Zeiten, in denen rundherum in Europa Theater- und Opernhäuser geschlossen werden. Das ist in Wien nicht der Fall", meint er. Ob der Konflikt mit dieser Erhöhung gelöst ist, bleibt allerdings fraglich.