Rafael Fingerlos, Bariton
Der Bariton Rafael Fingerlos befindet sich derzeit im Masterstudium Sologesang bei Uta Schwabe an der Konservatorium Wien Privatuniversität. In der Spielzeit 2013/2014 wird er mit Liedern im Wiener Konzerthaus zu hören sein.
27. April 2017, 15:40
(c) JD Kranzlmüller Photography
Was ist Kunst?
Man sagt, Kunst sei die Nahrung der Liebe – leider wird dieser Satz im "Betrieb" oft mit Füßen getreten. Musik bedeutet für mich jedenfalls ein kleines Stück Himmel auf Erden.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Über meine Familie. Zum Gesangstudium bin ich schließlich über ein kurzes Blockflötenabenteuer, viel Fußball, noch mehr diatonische Harmonika, einer Rockband und einem Vokalensemble gekommen. Vielleicht nicht der klassische Weg, aber ein sehr ungezwungener.
Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?
In der Vorbereitung gehört alles irgendwie dazu, das Können steht für die Technik und Arbeit, die man investiert, um später frei agieren zu können, das Müssen repräsentiert den inneren Antrieb, das Feuer.
Mit dem Wollen bzw. Willen kann man zwar viel erreichen, aber gleichzeitig gilt es gerade beim Singen immer wieder loszulassen und zuzulassen.
In dem Moment, wo dann wirklich Kunst entsteht, passen diese drei Verben auf einmal überhaupt nicht mehr.
Dann erlebt man plötzlich wunderschöne Momente, die man nicht erklären kann oder muss.
Wo würden Sie am liebsten auftreten?
Wo immer mir ehrlich und offen zugehört wird und wo ich als Mensch und Künstler akzeptiert werde. Ob Familie, Schulklasse, Seniorenheim, Konzerthaus oder Oper.
Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?
Unter anderem mit einem Plattenlabel, das mir in der Projektgestaltung große Freiheiten gewährt. Und mit erfahrenen Künstlern, von denen ich lernen kann!
Wie viel Markt verträgt die Kunst?
Eine schwierige Frage, für deren Untersuchung es eigene mehr und weniger sinnvolle Studienrichtungen gibt.
Als Künstler geht es mir aber in erster Linie um Wertschätzung und die muss natürlich nicht immer finanzieller Natur sein, das richtet sich auch sehr nach den Gegebenheiten. Trotzdem geht es am Ende des Tages aber immer auch darum, von seiner Tätigkeit/Kunst und seiner Berufung leben zu können.
Und wie viel Kunst verträgt der Markt?
Menschen brauchen Kunst, Inspiration und Fantasie - mehr als sie manchmal denken. Und wenn Kunst wirklich die Nahrung der Liebe ist, dann verträgt der Markt ja eigentlich sehr viel Kunst.
Es liegt dann an uns Künstlerinnen und Künstlern, die Menschen kräftig zu "füttern" und dafür zu sorgen, dass nicht nur materielle Bedürfnisse gestillt werden.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Ich würde zunächst versuchen, Menschen, die mir viel bedeuten, etwas Gutes zu tun. Dann würde ich versuchen mit diesen Menschen irgendwie in den Lungau zu gelangen.
Wenn dann noch ein paar Euro übrig bleiben, würde ich uns allen ein gutes Achterl Wein spendieren und den Moment genießen.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Momentan beschäftigt mich eher die Frage "Wo bin ich in einem Jahr?". Ehrlich gesagt mache ich mir momentan darüber keine wirklichen Gedanken, ich wünsche mir, dass mich mein privater und beruflicher Weg dorthin führt, wo es für mich passt.
Und ich wünsche mir, dass ich auch in Zukunft von Menschen, denen ich wichtig bin und die mir viel bedeuten, umgeben bin.
Haben Sie einen Plan B?
Ja, natürlich, auch einen Plan C, einen Plan D, einen Plan E – und alle haben mit Singen und Musizieren zu tun. Ich versuche, meinen Horizont stets zu erweitern und meine Gabe auf möglichst vielfältige Art und Weise einzubringen.
Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?
Stellen Sie diese Frage bitte einfach meiner Familie oder meinen Freunden, es wird Ihnen aus Gründen der Diskretion hoffentlich keiner Auskunft geben.
Wollen Sie die Welt verändern?
Ich möchte meine ganz persönliche Welt ständig verändern und immer weiter zum Guten entwickeln. Wenn ich dadurch andere Menschen inspirieren kann, ist das umso schöner.