Ministerliste: Drei Neue bei der ÖVP
Das ÖVP-Regierungsteam bekommt Neuzugang: Andrä Rupprechter wird Landwirtschaftsminister, Wolfgang Brandstetter Justizminister und Sophie Karmasin Familienministerin.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 13.12.2013
Karmasin: Von Beobachterin zur Akteurin
Sie ist die wohl größte Überraschung im Regierungsteam der ÖVP - Sophie Karmasin. Die Psychologin und Betriebswirtin aus einer Dynastie von Marktforschern wird Ministerin für Jugend und Familie. Als Geschäftsführerin der Karmasin Motivforschung hat die 46-Jährige bisher eher die Politik analysiert, so auch im ORF. Jetzt wird sie von der Beobachterin zur Akteurin. Ihre Karriere begann sie beim Unilever-Konzern in Wien und Belgien, seit 1998 ist sie Mitglied der Geschäftsleitung bei der Dr. Karmasin Marktforschung.
Die Mutter von zwei Söhnen, die sich selbst eine "Emanze" nennt, wird ein neu organisiertes Ressort führen. Bisher umfasste es Wirtschaft, Jugend und Familie, Reinhold Mitterlehner wird künftig aber wieder Wirtschaftsminister sein und dazu die Wissenschaft von Karlheinz Töchterle übernehmen.
Neben Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ist Karmasin die zweite Frau der ÖVP in der Regierung - wobei Karmasin kein Parteimitglied ist.
Brandstetter: Faymann-Verteidiger, Spindelegger-Vertrauter
Als Parteiloser geht auch der neue Justizminister, Wolfgang Brandstetter, ins Rennen. Der Strafrechtsexperte und Institutsvorstand an der Wirtschaftsuniversität Wien ist ein Vertrauter Michael Spindeleggers, beide sind Niederösterreicher.
Aber auch zum SPÖ-Kanzler hat Brandstetter ein besonderes Verhältnis: Er war Werner Faymanns Verteidiger in den Ermittlungen zur Inseratenaffäre, also rund um Inserate für ASFINAG und ÖBB in Faymanns Zeit als Infrastrukturminister. Der Verdacht lautete auf Untreue, das Verfahren wurde ohne Anklage eingestellt. Im Telekom-Prozess erzielte Brandstetter als Verteidiger von Vorstand Rudolf Fischer nach einem Teilgeständnis einen Freispruch.
Der Neo-Minister ist der erste Mann an der Spitze des Justizressorts nach vier Frauen, er übernimmt das Amt von Beatrix Karl, die das Ministerium seit April 2011 geleitet hat.
Rupprechter: Bauernbündler und Tiroler
Und auch einen neuen Landwirtschaftsminister gibt es nach dem insgesamt glücklosen Nikolaus Berlakovich. Auf ihn folgt der derzeitige EU-Ratsdirektor für Transparenz und Kommunikation in Brüssel, Andrä Rupprechter. Der Bauernbündler und studierte Agrarökonom hat langjährige Erfahrung mit Landwirtschaftsthemen, arbeitete im Büro von Ex-Minister Franz Fischler und als Sektionschef im Agrarressort.
Eigentlich hätte Rupprechter im April Generalsekretär des Ausschusses der Regionen werden sollen - und damit der ranghöchste Vertreter Österreichs in der EU. Dass er nun in die Regierung kommt, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass er Tiroler ist: Hätte ihn ÖVP-Chef Spindelegger nicht ins Team geholt, wäre sein Bundesland nach der Ablöse Töchterles nicht mehr vertreten gewesen. Rupprechter stammt aus Brandenberg in Tirol, ist verheiratet und hat vier Kinder.