Colorado gibt Marihuana frei
In zwei US-Bundesstaaten wird ab 1. Jänner der Konsum von Marihuana legalisiert und besteuert. Die US-Bundesstaaten Colorado und Washington haben sich bei einem Volksentscheid mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen. In Colorado kann man zwar schon seit Jahren legal Marihuana konsumieren - allerdings zumeist als Schmerzmittel und nur mit ärztlichem Rezept. Ab 1. Jänner dürfen das nun alle über 21.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.12.2013
Staat kassiert mit
In den vergangenen Monaten wurde in Denver, der Hauptstadt Colorados, viel getan, um das Geschäft mit Marihuana aus den finsteren Gassen in die Geschäfte zu holen. Das Ganja Gourmet ist eines der 200, zumeist kleinen Geschäfte in Denver, in denen man Marihuana legal kaufen kann. Bis zum Jahresende noch nur gegen Vorlage eines ärztlichen Rezeptes. Die meisten dieser Shops bemühen sich geradezu, alle gängigen Kiffer-Klischees zu erfüllen – so auch das Ganja Gourmet. Im Hintergrund läuft Reggie, die Angestellten beraten in regenbogenfarbigen Batik-T-Shirts. Steve Horowitz, der Besitzer, ist Ende 40. Er wirkt so, als wäre er selbst sein bester Kunde. Er hat sich auf die Produktion von Marihuana in Fruchtgummi, Keksen und Kuchen spezialisiert – die sogenannten Space-Cakes: "Ja, ich glaube, das wird ein unglaublich großes Geschäft, ich glaube aber auch, dass sich die Zahl der Menschen, die sich Marihuana verschreiben lassen, extrem steigen wird. Denn für den normalen Verkauf zahlt man 35 Prozent Steuern, und für vom Arzt verschriebenes Marihuana zahlt man weniger als acht Prozent. Wenn jemand bei uns um 300 Dollar einkauft, zahlt er über 90 Dollar Steuern, mit Rezept würde er nur 25 Dollar Steuer zahlen. "
Nur kurzer Boom?
Und ein Rezept für Marihuana vom Arzt zu bekommen, ist eine durchaus lösbare Aufgabe. 2012 wurden allein in Colorado mit medizinischem Marihuana etwa 300 Millionen Dollar umgesetzt, dieses Jahr waren es schon 620 Millionen und 2014 dürfte der Umsatz nochmals rasant steigen. Aber nicht alle glauben, dass der Boom lange anhält: "Mein Kollege glaubt, dass der legale Verkauf schnell sterben wird. Er rechnet mit einem Boom für drei Monate und dann holen sich die Kunden entweder ein Rezept beim Arzt oder sie kaufen es wieder auf der Straße – das ist seine Theorie. Ich glaube eher, die Kunden zahlen riesige Steuern auf Zigaretten und so werden sie auch legales Marihuana kaufen – vor allem weil die Qualität deutlich besser ist. Alles biologisch angebaut, man kennt den Produzenten und wenn die Qualität nicht stimmt, kann man es zurückgeben
Qualität gefährlich hoch
Auch Andy Williams sieht das so – Er investiert gerade zwei Millionen Dollar in moderne Gewächshäuser um den Bedarf decken zu können: "Die Menschen brauchen beim Kauf kein Risiko mehr eingehen, man geht nicht mehr in finstere Ecken und fragt: 'He hast Du was für mich?' Und du weißt nicht mal, womit die ihre Pflanzen düngen – die verwenden zum Teil gefährliche Chemikalien. Also können sich die Menschen hier viel sicherer fühlen und gleichzeitig legal Marihuana kaufen."
Aber gerade die deutlich bessere Qualität des legalen Marihuanas ist es, die den Gegnern der Freigabe Sorgen macht – wie etwa Eddie Martinez, Direktor der Drogenkontrollstelle: "Die Zahl der Jugendlichen, die Marihuana idealisieren, wird um bis zu 200 Prozent steigen und die werden dann ins Spital müssen, weil sie abhängig davon sind. Das ist nicht mehr das Gras der 70er Jahre, weil der THC-Wert von den neuen Pflanzen so hoch ist. "
Aufmerksame Beobachtung
Sein Kollege Thomas J. Gornan, warnt jedenfalls davor, dass jetzt alle Bundesstaaten Marihuana freigeben: "Ich sage Ihnen Folgendes: Es gibt jetzt zwei Bundesstaaten, die Marihuana freigeben, Washington und Colorado. Jetzt können alle zuschauen und sehen was passiert, wenn man Drogen freigibt. Wartet vier bis sechs Jahre. Wenn nichts passiert, dann legalisiert es auch. Wenn all die verheerenden Dinge passieren, vor denen wir warnen, dann macht es nicht.
Dieser Tipp ist auch ganz im Sinne des Tourismusverbands von Colorado. Denn für das kommende Jahr, wird hier mit deutlich mehr Besuchern gerechnet als in den Jahren davor.