Neue Stromzähler: Auch Versorger bremsen

Die neuen "intelligenten Stromzähler" sollen in den kommenden Jahren in Österreich eingeführt werden: Bis 2019 sollen 95 Prozent aller Haushalte damit ausgestattet sein. Datenschützer kritisieren aber, dass die neuen Stromzähler zu viele private Informationen über die Stromkunden liefern. Auch große Energieversorger stehen bei der Einführung der "Smart Meter" noch auf der Bremse, sie sehen noch zu viele ungeklärte Fragen.

Mittagsjournal, 30.12.2013

Dritte könnten theoretisch zugreifen

Man kann feststellen, ob ein Haus bewohnt ist oder nicht. Man weiß, wie viele Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer Wohnung sind - das ist etwa in Scheidungsverfahren relevant. Man könnte auch herausfinden, welche Geräte wie lange verwendet werden.

Die Bedenken der Datenschützer seien begründet, sagt Stefan Zach, Sprecher des niederösterreichischen Energieversorgers EVN: "Wir haben als Energiebranche kein Interesse an diesen Daten, wir fangen nichts damit an. Nur wenn sie einmal da sind, könnten Dritte theoretisch auf diese Daten zugreifen und sie wofür auch immer verwenden." Man könne Systeme sicher machen, dafür brauche man aber Zeit und sichere Rahmenbedingungen, so Zach.

Ablesung jede Viertelstunde

Reinhard Brehmer, Geschäftsführer der Wiener Netze GmbH, rechnet mit einer Verzögerung der Einführung der neuen Stromzähler. Er teilt die Datenschutzbedenken zwar nicht, sieht aber dennoch Probleme: "Was unserer Meinung nach übertrieben ist, sind die Anforderungen, die jetzt im österreichischen Gesetz drinnen sind und in erster Linie vom Regulator kommen. Dass man im Haushalt Viertelstundenwerte benötigt, der Meinung sind wir nicht." Dies bedeute einen hohen Aufwand, der auch eine Menge Geld koste, kritisiert Brehmer.

Derzeit ist vorgesehen, dass der Stromverbrauch jede Viertelstunde abgelesen und an die Zentrale weitergeleitet werden soll.

Vergabeverfahren verschoben

Das sei absolut nicht notwendig, sagt auch Stefan Zach von der EVN: "Eine viertelstündliche Ablesung produziert riesige Datenfriedhöfe. Es kostet auch sehr viel Geld, diese Daten dann zu transferieren." Zachs Einschätzung nach würde es reichen, die Daten ein- bis zweimal pro Tag abzulesen.

Völlig offen ist auch, welche Zähler überhaupt eingebaut werden dürfen. Denn derzeit gebe es keinen Zähler, der den Anforderungen der österreichischen Verordnung entspräche, sagt Reinhard Brehmer von den Wiener Netzen. Er spricht von einem "Überschießen des generellen Ziels". Die Wiener Netze hätten das Vergabeverfahren für die neuen Geräte nun verschoben, bis die offenen Fragen geklärt seien, so Brehmer. Auch bei der EVN hofft man auf Änderungen und auf einen neuen Zeitplan für die Einführung der Stromzähler.

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