Putins Sotschi: Filmpräsentation in Berlin

Die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi sind die Spiele von Präsident Putin. Den Preis bezahlen die vielen Menschen, die wegen der Olympiaprojekte enteignet wurden oder die Wanderarbeiter auf den Baustellen. Das alles zeigt der in Israel lebende russische Regisseur Alexander Gentelev in seinem Dokumentarfilm "Putins Spiele". Bei der Präsentation des Films in Berlin hat der russische Oppositionspolitiker Boris Nemzow europäische Politiker aufgefordert, sich gut zu überlegen, ob sie nach Sotschi reisen wollen.

Morgenjournal, 18.1.2014

Inszenierung Putins

Boris Nemzow ist in Sotschi aufgewachsen. Er kennt die Stadt und die Menschen, die dort leben, und er weiß, wie tief die Wunden sind, die das Projekt Olympia geschlagen hat. Aus dem beliebten Kurort am Meer ist eine Riesenbaustelle mit angeschlossener Müllhalde geworden. Weil oben in den Bergen für die großen Stadien zu wenig Platz war, stehen sie jetzt unten am Meer - wo es nie schneit. Olympia, sagt Boris Nemzow sei zu 100 Prozent eine Machtdemonstration des russischen Präsidenten. Deshalb sollten sich westliche Politiker gut überlegen, ob sie als Gäste zum Teil der Inszenierung werden wollten.

Für diese Machtdemonstration stützt sich Putin auch auf österreichisches Know-How. Im Dokumentarfilm "Putins Spiele" erzählt zum Beispiel Karl Schranz, dass er Putin öfter getroffen und beraten habe. Auch die Baufirma Strabag und der Sessellifthersteller Doppelmayr sind in Sotschi gut im Geschäft.

Offiziell "keine Korruption"

Nach den Schätzungen von Boris Nemzow werden die Putin-Spiele in Sotchi mehr als 50 Milliarden Dollar kosten- ursprünglich geplant waren 12 Milliarden - mehr als die Hälfte des Geldes soll in dubiosen Kanälen versickert sein. Doch für das viele Geld bekomme man längst keine Sicherheit. Der Boden in Sotschi sei zu sumpfig, um die schweren Bauten zu tragen, sagt Boris Nemzow. Er hält das Risiko, dass etwas einstürzt, für viel größer als die Gefahr eines Terroranschlags während der Spiele.

Wer mitspielt, kann viel Geld verdienen. Wer dem Projekt im Weg steht, wird enteignet. Im Zentrum von Sotchi haben viele Familien ihre Häuser verloren. Sie sind jetzt obdachlos, per Gesetz. Während auf ihren Grundstücke Straßen gezogen werden oder Hochhäuser entstehen. Auch für den Bau des Olympischen Dorfes wurden Menschen vertrieben. Offiziell gibt es das alles nicht. Im Film schwärmt der Kreml treue Bürgermeister von Sotchi über den Modernisierungsschub, den die Stadt durch die Spiele erhält. Die Korruption sei eine reine Erfindung. An der Stelle muss Boris Nemzow beim Zuschauen besonders laut lachen: Das ist die beste Stelle in dem Film, wo der Bürgermeister sagt, Korruption gibt es nicht.