Staatsoper: "Rusalka"

Antonin Dvoraks Oper "Rusalka" zählt genauso wie Smetanas "Verkaufte Braut" zu den tschechischen "Nationalopern" schlechthin. Heute Abend hat das Werk nach 25 Jahren Abwesenheit vom Spielplan an der Wiener Staatsoper Premiere. Otto Schenks romantische Inszenierung aus dem Jahr 1987 wird von der neuen von Sven Eric Bechtolf abgelöst, die in die Tiefen der Psyche dringen will.

Krassimira Stoyanova als "Rusalka" und Janina Baechle (L) als "Die Hexe Jezibaba"

Krassimira Stoyanova als "Rusalka" und Janina Baechle (links) als "Die Hexe Jezibaba"

(c) Hochmuth, APA

Mittagsjournal, 24.1.2014

Ein "lyrisches Märchen" hat Antonin Dvorak seine Oper um ein Wesen aus einer fremden Welt genannt, das sich in einen Menschen verliebt, seine Heimat verlässt und an der Wankelmütigkeit des Geliebten scheitert. Die Nixe Rusalka endet als Irrlicht über dem nächtlichen See.

Als Märchen sehen auch Seven Eric Bechtolf und Rolf Glittenberg, das Leading-Team der Neuproduktion, ihre Rusalka, aber um Himmels willen nicht als Kindermärchen. Dafür schlagen Siegmund Freund und Co. viel zu sehr durch. Für Erwachsene, denn Sven Eric Bechtolf stützt sich auf die im Uraufführungsjahr veröffentlichte Traumdeutung Sigmund Freuds, setzt die Hexe Jezibaba den Wassermann und Rusalka in familiäre Beziehung zueinander, sieht die Handlung als Rusalkas Alptraum ihrer unausgelebten Sexualität und deutet die Handlung tiefenpsychologisch.

Am Ende verfallen etwa Jezibaba und Wassermann in einen Blutrausch, wenn sie Küchenjungen und Heger bestialisch ermorden, ihnen das Blut aussaugen und die Überreste den Waldelfen überlassen, die sich ebenfalls am Blut der Ermordeten delektieren.

Das Bühnenbild ist spartanisch, zeigt keine realistischen Orte, sondern das Skelett eines Hauses, das einen verlassenen Ort repräsentiert. Da gibt es keinen See und keinen Mond, sondern Schnee als Aggregatszustand von Wasser, oder Bäume, die aussehen wie Skulpturen von Giacometti. Am Pult steht mit Jiri Belohlavek ein Kenner und Bewahrer slawischer Musik

Zu hören sind Krassimira Stoyanova in der Titelparte, Günter Groissböck als Wassermann und Michael Schade als Prinz.