AK-Studie: Frauen weiter beruflich benachteiligt
Die Frauen in Österreich sind zwar immer besser gebildet, das ändert aber nichts an der "gläsernen Decke" für Spitzenjobs. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie der Arbeiterkammer. Und die zeigt weiters, dass das Geschlecht noch immer sehr oft das Einkommen bestimmt.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 5.2.2014
Frauen unter Qualifikationsniveau beschäftigt
Einiges hat sich schon getan bei den Bildungs- und Berufschancen für Frauen in den letzten 30 Jahren. Laut der Studie der Arbeiterkammer hat heute ein Fünftel der Frauen mindestens Matura. Das bedeutet eine Verdoppelung gegenüber dem Jahr 1981. Die Frauen haben die Männer damit bereits knapp überholt.
Trotzdem seien Frauen häufig unter ihrem Qualifikationsniveau beschäftigt, sagt Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske: "Frauen haben zwar das gleiche oder ein besseres Bildungsniveau als Männer erreicht, sind aber immer noch schlechter bezahlt." Das gilt nicht nur bei Maturanten- und Akademikerjobs, in denen Gehaltsunterschiede von rund einem Viertel typisch sind. Doch mit einem möglichst hohen Abschluss liegen die Frauen aber immer noch am besten.
Weniger Ansehen für "typisch weibliche Berufe"
Besonders deutlich ist der Abstand bei den Einkommen bei der Lehre. Arbeiterkammer-Expertin Petra Völkerer: "Eine Frau, die eine Lehre abgeschlossen hat und in dem Job beschäftigt ist, sagen wir eine Einzelhandelskauffrau, verdient im Schnitt weniger als ein un- oder angelernter Hilfsarbeiter, ein Mann." Die Frau verdiene 9,50€ brutto pro Stunde, der Mann 10,30€ - ein Unterschied von bis zu mehreren hundert Euro im Monat, je nach Lehrberuf.
Dass weibliche Lehrlinge oft viel schlechter aussteigen als ihre männlichen Kollegen, liege auch an den immer noch geschlechtertypischen Berufen, die sie wählen. Allerdings, sagt Kaske:
"Frauen sind aber nicht einfach selber schuld, wenn sie Friseurin oder Verkäuferin lernen. Wer das sagt, macht sich die Sache zu einfach."
Denn oft bekämen Frauen auch nur einen Lehrberuf, der als typisch weiblich gilt. Und solche Berufe - wie etwa Friseurin - hätten in Wirtschaft und Gesellschaft noch immer weniger Ansehen als etwa technische Berufe, die entsprechend höher entlohnt werden.
Förderungen besser ausschöpfen
Arbeiterkammer-Präsident Kaske fordert deshalb, dass der Fördertopf zur "Förderung nicht-traditioneller Berufswahl" besser ausgeschöpft wird. Er umfasst fünf Millionen Euro im Jahr, davon werden derzeit nur etwas mehr als 100.000 Euro abgeholt. "Dieser Topf ist kein Sparschwein." Unternehmer und Betroffene sollten also zugreifen.
Außerdem fordert die Interessenvertretung sechs Wochen vor der Arbeiterkammerwahl generell mehr Chancengerechtigkeit für Frauen und Männer, etwa bei der Weiterbildung. Denn auch das zeigt die Arbeiterkammer-Studie: Je höher der Abschluss, desto besser schneiden Frauen finanziell ab.
Und die Kinderbetreuung, auch das eine Forderung der Kammer, solle ausgebaut werden - für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.