"Emma schweigt" von Susanne Scholl
Jahrelang hat Susanne Scholl aus Russland und den umliegenden Staaten berichtet - als Korrespondentin für den ORF-Rundfunk und das Fernsehen. Jetzt meldet sie sich als Autorin zu Wort - mit einem Roman. Schon zuvor hat die promovierte Slawistin einige Bücher herausgebracht, unter anderem "Elsas Großväter" über das Schicksal ihrer im Holocaust ermordeten Großeltern, aber auch eine ganze Reihe von Titeln über das Leben in Russland bzw. in der ehemaligen Sowjetunion.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 05.02.2014
50 Sekunden bis drei Minuten hatte Susanne Scholl für gewöhnlich Zeit, wenn Sie im Ö1 Journal oder in der "Zeit im Bild" von Russland erzählte. Die Bücher über die Geschichte ihrer Familie und über Russland waren für sie der Ausgleichsport, sagt Susanne Scholl.
In ihrem neuen Buch ist da Emma, eine Wiener Pensionistin, kleinkariert und voller Vorurteile gegen Ausländer. Ihr Leben kreuzt sich zufällig mit dem Leben von Sarema, einer jungen tschetschenischen Frau, die mit ihrem Sohn aus Grosny geflohen ist - aus einem Alltag, der von Gewalt und Armut, von Angst und Terror geprägt ist. Der Mann von Sarema wurde getötet, ebenso wie ihre beiden Brüder, die Mutter und ihr kleiner Sohn, der beim Spielen von einer verirrten Kugel getroffen wurde. Ihre Schwester haben bewaffnete maskierte Männer verschleppt. Geschichten wie diese hat Susanne Scholl an Ort und Stelle bei Recherchen in Tschetschenien selbst erfahren.
Sarema hat es bis Wien geschafft. Hier wartet sie auf einen positiven Asylbescheid und pflegt Emma, die nach einem Beinbruch auf Hilfe angewiesen ist. "Emma schweigt" erzählt eine fiktive Geschichte, betont Susanne Scholl, aber zu guter Letzt wurde das Romangeschehen in einem Punkt von der Wirklichkeit eingeholt. Der lakonische Erzählton, in dem Susanne Scholl geschickt die tschetschenische mit der österreichischen Lebenswelt verwebt, ist überzeugend.
Service
Susanne Scholl, "Emma schweigt", Residenz Verlag