Rio: Demo gegen Fahrpreiserhöhung

Bei einer Demonstration gegen Fahrpreiserhöhungen ist es gestern in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro zu Zusammenstößen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas ein, mehrere Menschen wurden verletzt. Und wie im vergangenen Sommer, als es um das Fußballgroßevent Confederations Cup ging, richteten sich die Proteste auch gegen die geplante Fußball-WM in Brasilien.

Mittagsjournal, 7.2.2014

Ein Drittel des Lohns für Tickets

"FIFA, zahl meinen Fahrpreis" rufen die Demonstranten. Sie haben kein Verständnis dafür, dass die brasilianische Regierung Milliarden für die Fußball WM ausgibt, und dann kein Geld für öffentliche Dienstleistungen da ist, erklärt ein Demonstrant. "Für den schlechte Service der Busse werden wir diese absurden Preissteigerungen nicht hinnehmen", sagt eine andere Demonstrantin. Wer regelmäßig mit Bussen in Rio unterwegs ist versteht ihren Frust: Regelmäßige Fahrintervalle gibt es nicht, man wartet oft ewig, um dann in einem überfüllten Bus zu stehen. Es gibt keine Netzkarte, jede Einzelfahrt muss extra bezahlt werden. Und die soll jetzt von 2,75 auf 3 Reais - das sind umgerechnet 90 Cent - erhöht werden. Etwa ein Drittel seines Gehalts gibt er pro Monat für Transport aus, erklärt ein junger Mann.

Kampf um Bürgerrechte

An der Spitze der Demonstration marschiert eine schillernde Figur: Batman, der Superheld mit Fledermausmaske. Im bürgerlichen Leben heißt er Eron Morais de Melo. Seit vergangenem Juni taucht der 32-jährige Aktivist auf fast allen großen Demos in Rio im Batman-Kostüm auf. Es gehe heute nicht nur um die 25 Centavos Preiserhöhung, sondern um Bürgerrechte, betont Batman. Auch Transport, Gesundheitsversorgung und Schulen in Brasilien sollten FIFA-Standard haben - nicht nur die Fußball-Stadien.

Kundgebung eskaliert

Etwa 1.500 Menschen marschieren friedlich vom Zentrum der Stadt zum Bahnhof Central do Brasil. Drinnen im Bahnhof eskaliert die Lage. Demonstranten reißen die Drehkreuze nieder, bei denen man normalerweise nur mit Fahrkarte durchkommt. Sie rufen Gratisfahrt für alle aus. Die Polizei wirft Tränengas und Pfefferspray in die Menge. Draußen vor dem Bahnhof zünden vermummte Demonstranten Straßenbarrikaden an. Auch hier reagiert die Militärpolizei mit Tränengasgranaten. Ein brasilianischer Kameramann wird von einem Sprengsatz am Kopf getroffen und schwer verletzt. Brasilianische Medien sprechen von insgesamt sieben Verletzten und etwa 30 Festnahmen. Rund um die Fußball WM wird mit wesentlich größeren Protesten gerechnet.