Briten kämpfen gegen Wassermassen

Großbritannien hat den nassesten Jänner seit 100 Jahren erlebt, und auch im Februar ist weiter kein Ende der Wetterkapriolen in Sicht. In der Grafschaft Somerset sind Dörfer seit sieben Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Situation verschärft sich jetzt auch dramatisch entlang der Themse. Im relativ trockenen London schieben sich die Ministerien und die Umweltbehörde die Schuld an der Krise gegenseitig zu.

Mittagsjournal, 11.2.2014

Eine Reportage aus dem überfluteten Ort Datchet in der Grafschaft Berkshire von

Verärgerte Bewohner

Die Pizzeria "Piccola Venezia" (Kleines Venedig) am Marktplatz von Datchet ist über Nacht ihrem Namen unfreiwillig gerecht geworden. Das Wasser schwappt schon über die Türschwelle, der Besitzer will trotzdem weiter offenhalten und die Bewohner mit Pizzas versorgen. Aber es herrscht Chaos, sagt Besitzer Domenico Bosa: Man habe nicht genug getan, um die Flut zu verhindern.

Die Bewohner verlassen in Kanus die überflutete Ortschaft. Michael Cook hat seine Familie gestern bei Freunden untergebracht, darunter seinen erst vier Wochen alten Sohn. Die Armee verteilt im Ort zehntausende Sandsäcke. Die Hilfe kommt für Margaret Lock zu spät, in ihrer Küche steht das Wasser kniehoch. Es ist verheerend, sagt sie, es wird eine Weile dauern bis das Haus wieder bewohnbar ist. Ihr Nachbar Ian Wisby ist wütend, Sandsäcke nützen doch nichts, sagt er, man hätte das Geld verwenden sollen, um die Flüsse auszubaggern.

Zerknirschte Politiker

An der Themse entlang gibt es 13 Hochwasserwarnungen. Aus Sicht vieler Bewohner ist das Warnen auch schon alles, was die britische Umweltschutzbehörde tut. Der Druck auf den Leiter Christopher Smith steigt mit den Pegelständen. Eric Pickles, der Minister für Kommunen, entschuldigte sich am Wochenende für die Arbeit der Umweltbehörde. Die Regierung hat sich auf den Rat der Experten verlassen, das war ein Fehler, sagte Pickles im BBC Fernsehen.

Der Leiter der Umweltschutzbehörde Christopher Smith wirft wiederum der Regierung vor, zu wenig Geld für das Ausbaggern zur Verfügung zu stellen. Seine Behörde befolge nur die Anweisungen der Regierung, sagt Smith. Premierminister David Cameron hat keine Zeit Smith zu verteidigen, die Arbeit in den Hochwassergebieten geht vor, Personaldebatten werden später geführt.

An der Themse ist weiterhin keine Besserung in Sicht und selbst wenn das Wasser zurückgeht, fängt für die Betroffenen erst die Arbeit an, ihre Häuser und Geschäfte wieder aufzubauen. Ohne finanzielle Hilfe wird das für viele nicht möglich sein.