Slowakei: Architektur- Ausstellung

"Spätmoderne Slowakei" ist der Titel einer Ausstellung, die ab heute im Wiener Ringturm zu sehen ist. Der Untertitel lautet: "Gebaute Ideologie - Fragezeichen".

Der Untertitel deutet an, dass hier untersucht wird, ob die Architekten auf dem heutigen Gebiet der Slowakei vom Ersten Weltkrieg bis zum Mauerfall gezwungen waren, Ideologie in Beton zu gießen. Oder ob es ihnen gelang, eigenständige Entwürfe zu behaupten.

Präsentiert werden sieben herausragende architektonische Positionen anhand von historischen und aktuellen Fotos, Plänen und Modellen.

Kulturjournal, 11.2.2014

Da eine monströse Lindenblüte inmitten eines Brunnens, dort eine am Kopf stehende Pyramide oder auch ganz einfach Protzbauten nach dem Vorbild des italienischen Faschismus'. Egal, ob qualitätsvolle Bauten im Stile der westlichen Moderne oder Plagiate: Monumentalbauten als große Geste waren in den ehemaligen Ostblockländern sehr beliebt.

Manche der Gebäude sehen aus wie Vergrößerungen von Bauten der westlichen Moderne. Man hat das schon mal irgendwo gesehen, denkt man sich, doch hat sich in der Slowakei nie eine einheitliche ästhetisch Ausrichtung der Moderne herauskristallisiert. Adolf Loos etwa war in der Architekturdiskussion der 1920er Jahre sehr präsent, mehr gebaut wurde aber nach italienischem Vorbild - die Bewegung des italienische Rationalismus, einer Frühform der Moderne, begriff sich schon bald als Architektur des Faschismus.

Die meisten der öffentlichen Bauwerke sind also singuläre, nach Aufmerksamkeit heischende Skulpturen. Sie haben gewaltige Ausmaße, obwohl die Regimes meist nicht genug Geld hatten, um sie zu finanzieren. Daher wurde anderswo gespart. Dass in der Slowakei in ganz anderem Maßstab als in Österreich gebaut wurde, zog auch einige der besten österreichischen Architekten an. Zum Beispiel bei der Ausschreibung zur Neubausiedlung Petrschalka bei Bratislava, erklärt Adolf Stiller, der Leiter der Architektur im Ringturm. Aus österreichischer Sicht schätzte man, obwohl die Architekten so gut wie nie zum Zug kamen, die Möglichkeiten der kommunistischen Strukturen.

Neben Petrschalka ist in der Schau etwa die "Brücke des slowakischen Nationalaufstandes" zu sehen, ein ehrgeiziger Stahlbau, der die Fähigkeiten der slowakischen Industrie veranschaulichen sollte, oder der Platz der Freiheit in Bratislava, in dessen Mitte ein gewaltiger Lindenblütenbrunnen prangt. Fotos aus den 1980er Jahren zeigen, dass damals noch Wasser aus den Blütenblättern der Brunnenskulptur sprudelte. Das Clement-Gottwald-Denkmal neben dem Brunnen wurde gleich nach dem Mauerfall weggeräumt. Im Brunnen ist mittlerweile kein Wasser mehr, er verfällt zunehmend, wie auf neueren Fotos zu sehen ist, denn mittlerweile regiert auch hier der Kapitalismus. Kostbare innerstädtische Gebiete, die einst für Großversammlungen genutzt wurden, müssen zunehmend Immobilienprojekten weichen. Mit einem Abstand von fast 30 Jahren möchte man da fast die Hände schützend über den beliebten Lindenblütenbrunnen halten, der fast schon wieder ein gewisses Flair besitzt. Er steht für einen gemäßigten sozialistischen Realismus. Mit etwas Wohlwollen könnte man ihn vielleicht sogar als künstlerisch wertvoll bezeichnen.