Olympia: Eine wirtschaftliche Bilanz

Am Sonntag gehen die olympischen Winterspiele in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi zu Ende. Und was - abgesehen von allen sportlichen Erfolgen und Misserfolgen - sicher in Erinnerung bleiben wird, ist, dass es die teuersten Spiele waren, die es je gegeben hat. Dass sich die hohen Ausgaben je amortisieren werden, ist auszuschließen.

Morgenjournal, 22.2.2014

Die teuersten Spiele

Die Befürchtungen der ersten Tage dieser olympischen Spiele, die Gäste könnten ausbleiben waren letztlich unbegründet – die Tribünen sind nun, gegen Ende der Spiele, stets voll, und die Tourismuswirtschaft ist vollauf zufrieden. Die Hotels sind komplett ausgebucht, die Regierung hat sogar Kreuzfahrtschiffe nach Sotschi beordert, damit man dort weitere Gäste unterbringen kann. Und auch, wenn man hier jetzt Sportfans aus der ganzen Welt trifft, die überwiegende Mehrzahl der Besucher ist natürlich aus Russland gekommen. Für Sotschi waren es jedenfalls zwei wirtschaftlich erfolgreiche Olympiawochen – doch ob die Stadt diese Erfolge weiterführen, für die Zukunft nützen können wird, das ist noch unklar.

Rein wirtschaftlich hat sich die Austragung von olympischen Spielen für kaum einen der Veranstalterorte der vergangenen Jahrzehnte je gerechnet. Die Spiele in Sotschi waren schätzungsweise fünfeinhalb mal so teuer wie die letzten Winterspiele in Vancouver – das sich diese Ausgaben jemals amortisieren werden, kann man also praktisch ausschließen.

Was nun?

Nun gilt es zumindest zu verhindern, dass all die neuen Bauten leer stehen und mit der Zeit verfallen. Sechs neue Stadien und Eispaläste gibt es nun an der Küste. Natürlich sind sie für Sotschi viel zu groß, räumt auch Vizepremier Dmitrij Kozak, der in der russischen Regierung für die olympischen Spiele verantwortliche Mann, ein. Er hat sich schon gewisse Gedanken gemacht.

Die Eispaläste, die man nicht mehr braucht, werden nun für eine andere Verwendung umgebaut. "Aus dem Stadion für Eiskunstlauf werden wir zum Beispiel eine Rad-Arena machen – ausgezeichnete Bedingungen für den Radsport wird das dann bieten. Und das Eisschnelllauf-Zentrum – dieses großartige Eisschnelllaufzentrum – wird jetzt ein Ausstellungszentrum werden."

Vier der Stadien sind auch so konstruiert, das man sie theoretisch wieder abbauen und an einem anderen Ort aufstellen kann. Trotzdem – fix ist, was die Nachnutzung angeht, noch nichts, Regierungschef Medwedew hat erst Anfang des Monats seinen Ministern den Auftrag gegeben, hier Vorschläge auszuarbeiten. Reichlich spät, meinen internationale Experten – eigentlich hätte man sich all das überlegen müssen, bevor man mit dem Bau der Objekte beginnt.

Putin zweifelt

Ebenso unklar ist auch, ob ein anderer Plan aufgeht – nämlich die vier neugebauten Schi-Orte in den Bergen mit ihren 40 Liften als neue Wintersportdestination zu etablieren. Selbst dem obersten Bauherrn, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, kommen offenbar schon Zweifel:
"Zimmer für 41.000 Gäste haben wir jetzt in Sotschi – und ehrlich gesagt wissen wir noch gar nicht, wie wir sie vollbekommen sollen."

Der russische Rechnungshof hat jedenfalls bereits gewarnt, dass allein die Erhaltung der olympischen Bauten fast zwei Milliarden Dollar im Jahr kosten wird, und russische Experten haben gegenüber Zeitungen sogar noch höhere Summen genannt.

Die Stadt Sotschi kann diese Ausgaben nicht finanzieren, im gesamtrussischen Budget sind sie bisher aber auch nicht eingeplant. Doch will Russland verhindern, dass all die neuen Bauten verfallen, so ist klar – die Summen müssen aufgebracht werden – und die ohnehin als viele zu hoch kritisierten Kosten dieser Spiele werden noch weiter ansteigen.