EU-Gewaltstudie: Ruf nach mehr Aufklärung

Jede dritte Frau in der EU ist von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Das hat die bisher größte EU-weite Befragung unter 42.000 Frauen ergeben. Österreich steht im Vergleich noch relativ gut da, aber auch hier weiß laut Studie nur jede fünfte Frau, wohin sie sich wenden kann, wenn sie geschlagen oder vergewaltigt wird. Expertinnen fordern deshalb dringend mehr Aufklärung.

Mittagsjournal, 5.3.2014

Viele kennen Nummer der Polizei nicht

Aufklärung ist gefragt - das geht auch für Expertinnen ganz deutlich aus der Studie hervor. Manche Frauen kennen nämlich nicht einmal die Nummer der Polizei, sagt Maria Rösslhumer von den autonomen österreichischen Frauenhäusern. Viele wissen auch nicht, dass es seit 15 Jahren eine kostenlose Frauen-Helpline gibt. Das ist für die Expertin ein Auftrag, noch mehr zu informieren: "Da müssen wir einfach noch mehr berichten, was es gibt, dass es Hilfe gibt und dass diese Einrichtungen professionell arbeiten, dass sie umfassend unterstützen, Schutz und Hilfe anbieten, aber nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Kinder."

Viele Frauen wenden sich an Ärzte oder Spitäler, wenn sie nach einer Misshandlung verletzt sind. Aber auch dort wird zu wenig über Gewalt gesprochen, kritisiert Maria Rösslhumer.

Ärzte müssen genau dokumentieren

Laut Studie wünschen sich 82 Prozent der Frauen, dass Ärztinnen und Ärzte das Thema Gewalt ansprechen. Es sei ganz wichtig, dass Ärzte hier geschult werden, wie sie mit Opfern reden, wie sie Gewalt erkennen können, sagt Rösslhumer, und was bei der Dokumentation wichtig ist, also dass etwa Verletzungen gut dokumentiert werden.

Denn nur, wenn Verletzungen genau dokumentiert sind, können sie Frauen in einem Gerichtsverfahren auch helfen, so die Expertin. Die seit 2010 verpflichtenden Opferschutzgruppen in Spitälern funktionieren auch nicht überall gut, kritisiert Maria Rösslhumer, in manchen Krankenhäusern würden sie erst aufgebaut.

Mehr Täterarbeit

Was in Österreich auf jeden Fall zu kurz kommt, sei die Arbeit mit den Tätern, sagt Rösslhumer, und zwar, um mögliche zukünftige Opfer zu schützen. Hier müsse die opferorientierte Täterarbeit ausgebaut werden – und zwar verpflichtende Täterarbeit, so Rösslhumer. In jedem Bundesland sollte es ein Anti-Gewalt-Training für Täter geben.

Die autonomen Frauenhäuser starten demnächst eine Kampagne mit dem Titel "Gewaltfrei leben", damit die Hilfsangebote für Gewaltopfer wieder transportiert werden.

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