Kreisky-Preis für Emmerich Tálos

Das Karl-Renner-Institut hat gestern Abend in Wien den "Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2013" vergeben. Der Politikwissenschaftler Emmerich Tálos wurde für sein publizistisches Gesamtwerk geehrt.

Emmerich Talos im Studio

(c) Hummel, ORF

Tálos, der bis 2009 an der Universität Wien lehrte, schrieb Standardwerke zum politischen System in Österreich oder zur jüngeren Geschichte, und tritt bis heute regelmäßig mit kritischen Stellungnahmen - vor allem zu sozialpolitischen Fragen - an die Öffentlichkeit.

Der Hauptpreis für das Politische Buch 2013 geht an den australischen Historiker Christopher Clark für sein Buch "Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog". Clark bekommt den Preis allerdings erst am 19. März überreicht, um den anderen Preisträgern die volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdienen, so die Veranstalter.

Kulturjournal, 06.03.2014

Viel Applaus und strahlende Gesichter gestern Abend im vollbesetzten Bruno-Kreisky-Forum für Internationalen Dialog in Wien-Heiligenstadt. Gekommen sind zahlreiche Weggefährten von Emmerich Tálos, wie sein Innsbrucker Kollege Ferdinand Karhofer, der die Laudatio auf den Preisträger hielt, oder die Wiener Politologin und Schwiegertochter Bruno Kreiskys, Eva Kreisky.

Tálos erinnerte in seiner Dankesrede auch gleich an die Verdienste des legendären Kanzlers, dem es um gesellschaftspolitische Reformen, sozialen Ausgleich und demokratische Gestaltung gegangen sei. Der Themenkomplex Sozialpolitik, Wohlfahrtsstaat und Sozialpartnerschaft ist einer der großen Schwerpunkte in Emmerich Tálos' publizistischer Arbeit, für die er gestern mit dem Bruno-Kreisky-Preis ausgezeichnet wurde. Heimische Medien schätzen ihn als Experten, der seine Erkenntnisse auch einer nicht-akademischen Öffentlichkeit vermitteln kann, und der mit Kritik an politischen Akteuren nicht hinter dem Berg hält.

Anders als in der Ära Kreisky sei Sozialpolitik heute keine nationale, sondern EU-Agenda, erklärt Tálos. Mit der Europa-2020-Strategie habe sich die EU ambitionierte Ziele zur Bekämpfung der Armut und Arbeitslosigkeit und zur Ankurbelung der Wirtschaft gesetzt, so der Politikwissenschaftler. Die Akzeptanz der EU in der Bevölkerung schwinde, warnt Tálos. Doch die kommenden EU-Parlamentswahlen böten eine Chance, die bisherige politische Stoßrichtung zu überdenken.

Auch zwei Anerkennungspreise wurden gestern Abend vergeben: Die feministische Autorin Eva Geber wurde für ihr Buch "Der Typus der kämpfenden Frau" ausgezeichnet: Anhand von Artikeln in der "Arbeiter-Zeitung" skizziert sie den politischen Kampf von Frauen zwischen 1900 und 1933. Und Gilles Reckinger erhielt den Anerkennungspreis für sein Buch "Lampedusa. Begegnungen am Rande Europas". Darin schildert er das Leben auf der Insel, die sonst nur im Zusammenhang mit Flüchtlingskatastrophen in den Schlagzeilen ist.

Mit einem Sonderpreis für besondere verlegerische Leistungen wurde schließlich die edition exil ausgezeichnet: Der Wiener Verlag fördert Autorinnen und Autoren mit Migrationshintergrund und hat bereits Namen wie Dimitré Dinev oder Julia Rabinovich bekannt gemacht.