Gemüse aus dem U-Bahntunnel

Die Vorstellung, Kräuter und Gemüse in dunklen, staubigen Tunneln im Untergrund anzubauen, regt nicht unbedingt den Appetit an. So eine Untergrund Farm in einem ehemaligen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg wird in London jetzt aber knackige Realität.

Mittagsjournal, 15.3.2014

Erbsen, Rucola, Schnittlauch, Koriander und Rettich entstehen unter anderem tief in der Erde unter den U-Bahntunneln. Sie sind für Londons trendige Restaurants und Bio Lebensmittelhändler bestimmt. Nicht nur das Gemüse ist grün, auch der Strom, sämtliche Energie wird aus ökologischen Quellen bezogen. Die Landwirtschaft im Untergrund verursacht kein Kohlendioxid ist also klimaneutral. Zwei junge Unternehmer haben zwei Jahre an diesem außergewöhnlichen Geschäftsmodell getüftelt und mehr als 200.000 Euro an Investitionen für das Projekt an Land gezogen.

Ein Hektar in Testphase

200 Stufen führen hinunter in die weit verzweigte, etwas muffig riechende Tunnel-Landschaft. 33 Meter tief, unter der U-Bahnlinie Northern Line haben Steven Dring und seine Geschäftspartner einen ganzen Hektar für ihre Untergrund Landwirtschaft von der Stadt gepachtet, die ersten 4 Jahre dürfen sie mietfrei ihre Produkte kultivieren. Im Moment ist die Farm noch in einer Testphase, bis im Herbst soll sie voll in Betrieb gehen. Ich bin eine der ersten, die die Kräuter probieren dürfen.

Salate und Kräuter werden in einem sogenannten hydroponischen System kultiviert. Die Pflanzen wachsen in großen Wannen auf wiederverwerteten Teppichen aus dem Olympischen Dorf. Wasser wird ständig durchgepumpt und versorgt die Wurzeln mit den nötigen Nährstoffen. Steven Dring war es wichtig, ein zukunftsorientiertes, Co2 freies Unternehmen aufzubauen. Energiesparende LED Lampen spenden das nötige Licht. Die Farm bezieht Strom aus ökologischen Quellen, will aber in Zukunft durch Biomasse und Solaranlagen an der Oberfläche zum Selbstversorger werden.

Auch das aufgefangene Regenwasser in den Tunneln soll genutzt werden. Das Wasser wurde getestet und ist rein, es kann für die Bewässerung verwendet werden.

Mehr als zwei Jahre haben Steven und seine Partner, daran gearbeitet, dieses Geschäftsmodell Investoren schmackhaft zu machen. Über 200.000 Euro sind in das Projekt geflossen. Die Untergrund Farm ist nicht nur die Antwort auf den Klimawandel, sie wird auch wirtschaftlich profitabel sein.

50 Tonnen Salat und Kräuter kann die Untergrund Farm wöchentlich liefern, ein Nischenprodukt bestimmt für Bio-Lebensmittelhändler und Haubenrestaurants. Der kurze Transportweg – oft weniger als 1 km – war ein Hauptgrund, die Landwirtschaft im Untergrund aufzubauen. Man will so nah wie möglich am Konsumenten sein.

Steven schmiedet bereits Ausbaupläne. Miniaturgemüse soll in die Produktpalette aufgenommen werden. Er ist in Ostlondon schon auf der Suche nach mehr Platz für die wachsende Farm, London hat viele ungenützte Flächen, es geht darum diese zu revitalisieren, anstatt am Stadtrand ein neues Gewächshaus zu bauen.