Architekten und Bauwirtschaft kritisieren Normen

Der Vorschlag einer Sprachnorm ohne Binnen-I hat eine Diskussion über Überregulierung ausgelöst. Tausende Normen regeln das Wirtschaftsleben, von der Steckdose über die Haustüre bis zum Vertragsablauf. Kritik an zu vielen Normen in Österreich kommt jetzt von Architekten, die mangelnde Mitsprache beklagen, und auch die Bauwirtschaft hält die Normen für kompliziert. Das zuständige Normungsinstitut weist die Kritik aber zurück.

Morgenjournal, 20.3.2014

Architektenvertreter: "Normen-Dschungel"

4.500 Normen gelten im Baubereich. Die meisten sind international, rund 900 sind aus Österreich. Grundsätzlich seien Normen sinnvoll, sagt Architektenvertreter Herbert Ablinger, aber: "Was uns quält ist, dass es inzwischen einen Normen-Dschungel gibt, der sogar für Fachleute fast unüberblickbar ist."

Normen entstehen im Verein Austrian Standards, dem früheren Österreichischen Normungsinstitut. Erarbeitet werden sie von Fachleuten, Interessens- und Firmenvertretern. Letztere hätten zu viel Einfluss, kritisiert Ablinger: "Wenn jemand etwas verkaufen will, entsendet er jemanden in einen Normenausschuss, der dann dafür sorgt, dass das Produkt, also die Art und Weise, gefördert wird und dann auch über die Norm verlangt wird."

Austrian Standards: "Nicht zu viele Normen"

Beteiligt an der Normenerstellung seien aber nicht nur Firmen, sondern auch Behörden, Standes- und Konsumentenvertreter und Fachleute, sagt Stefan Wagmeister von Austrian Standards: "Wir informieren bei jedem Normprojekt alle interessierten Kreise aktiv von uns aus. Die Bundesarchitekten- und -ingenieurkammer hat ihre Mitarbeit derzeit zurückgezogen. Es ist für die relevanten Stellen eine strategische Überlegung, hier mitzutun oder nicht."

Es gebe in den letzten Jahren auch nicht zu viele Normen im Baubereich, sagt Wagmeister: "Wir haben hier national ungefähr zehn zusätzliche Dokumente neu publiziert." Architektenvertreter Ablinger wiederum kann sich vorstellen, dass die Mitarbeit der Architekten an Normen öffentlich bezahlt wird – oder, so Ablinger, die Branche würde ihre Normen künftig selbst schreiben.