Trisomie 21: Barrieren abbauen
In Österreich leben geschätzte 8.000 Menschen mit Trisomie 21. Jedes Jahr am 21. März lenken die Vereinten Nationen die Aufmerksamkeit auf Menschen mit dieser besonderen Gen-Mutation - und vor allem darauf, dass es auch heute noch Barrieren für sie gibt.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 20.3.2014
"Normaler" Alltag
Die vierjährige Lilly sitzt in der Mitte ihres Zimmers, umgeben von Kuscheltieren, bunten Bällen und Kinderspielzeug. Sie ist begeistert von ihren Spielsachen. Lilly hat das Leben ihrer Eltern auf den Kopf gestellt. Weit mehr als andere Kinder. Sie wurde mit Down Syndrom geboren. "Der Alltag ist auf der einen Seite eh ganz normal, es kommt halt alles später, auf der anderen Seite ist es natürlich ein ständiges Nachdenken, wie kann ich ihr eine schöne Kindheit bereiten. Lilly wird mich irgendwann fragen, warum bin ich anders, aber einstweilen versuchen wir alles, um ihr eine schöne Zeit zu bereiten", sagt Nicola, die Mutter des Mädchens.
Hilfe durch Gesundheitspass
Bei den in Österreich rund 8000 Menschen mit Down-Syndrom oder Trisomie 21 liegt das 21. Chromosom dreifach vor. Sie entwickeln sich geistig langsamer und sind für Krankheiten, wie beispielsweise Schilddrüsenunterfunktion oder Herzfehler anfällig. Doch nicht alle Ärzte seien über diese medizinischen Besonderheiten und die notwendigen Vorsorgeuntersuchungen ausreichend informiert, sagt die Leiterin der Down Syndrom Ambulanz in der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien, Bettina Baltacis.
Der Gesundheitspass, entwickelt von der Ambulanz, soll Abhilfe schaffen. Empfohlene Untersuchungen, wie die Kontrolle der Schilddrüsen- und Blutwerte, sind darin angegeben - auch werden die Befunde dokumentiert. Jede Fachärztin oder jeder Therapeut kann auf die Daten zugreifen, um die Behandlung zu optimieren. "Wenn von Anfang an eine begleitete sowohl Förderung als auch medizinische Betreuung besteht, glaube ich, dass wir noch sehr viele Möglichkeiten der Entwicklung und Stärken bei Menschen mit Down Syndrom sehen, die vielleicht früher nicht so vermutet waren, so dass die Idee, dass Menschen in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden können, immer greifbarer wird."
Mehr Jobs in Zukunft?
Denn die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Trisomie 21 sei noch immer unbefriedigend, so die Sozialarbeiterin Ingrid Teufel von der Down Syndrom Ambulanz: "Unsere Erfahrung ist, dass sie überwiegend noch in geschützten Werkstätten arbeiten." Also in integrativen Betrieben, die vor allem Menschen mit einer Behinderung beschäftigen. Der Weg in den regulären Arbeitsmarkt bleibe für die meisten mit der Ausnahme von 100 bis 200 versperrt, so die Sozialarbeiterin. Indem positive Beispiele in die Öffentlichkeit gerückt werden, könnten Arbeitgeber ermutigt werden, mehr Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu beschäftigen.