"Her": Spike Jonze und die Maschine

Was passiert, wenn ein Mensch plötzlich Gefühle für eine Maschine entwickelt? Rund um diese Frage siedelt der US-amerikanische Regisseur Spike Jonze seinen neuen Film "Her" an, eine Mischung aus Liebesdrama und Science-Fiction, für die der Regisseur vor kurzem mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde.

Mittagsjournal, 24.3.2014

Im Jahr 2025 sind Betriebssysteme nicht nur für das Funktionieren von Computern entscheidend, sie dominieren das Leben von Menschen umfassend. Ein Knopf im Ohr und ein kleines Mobilteil genügen, via Sprachsteuerung gibt man Befehle aus und ruft Informationen ab, lässt sich E-Mails vorlesen oder diktiert Briefe, die sich dann wie von selbst schreiben. Das sogenannte Operating System, also das OS wird zum universellen Lebensbegleiter. Auch für Theodore Twombly (Joaquin Phoenix), der sich von einer Stimme namens Samantha durch den Tag begleiten lässt.

Lernfähige künstliche Intelligenz

Samantha, die im Film nur als (im Original von Scarlett Johansson geliehene) Stimme in Erscheinung tritt ist eine künstliche Intelligenz, einfühlsam, witzig und weltoffen, sozial und emotional lernfähig, also der perfekte Fluchtort für Theodore, der seit der Trennung von seiner Frau von seiner Umwelt emotional abgekoppelt scheint. Kein Wunder also, dass sich Theodore in seine virtuelle Partnerin verliebt.

Zukunftsvision menschlicher Beziehungen

Ein Science-Fiction-Szenario, gekreuzt mit einer romantischen Liebesgeschichte - auf diese durchaus gewagte Kinofolie projiziert Regisseur Spike Jonze seine Zukunftsvision menschlicher Beziehungen. Schnöder Kulturpessimismus liegt dem Film fern. Die Virtualität ist hier keine Zone der Problemverdrängung, sondern für neue Begegnungen, wenn auch mit bekannten Problemen: Sehnsucht, Eifersucht und Auffassungsunterschiede aller Art. Spike Jones ist kein Schwarzmaler, nicht zuletzt weil die Farbe Schwarz in Kostümen und Ausstattung des Films quasi nicht vorkommt, Jonzes Stadt und Utopie der Zukunft ist pastell, menschenfreundlich und komfortabel.

Traurig, komisch und romantisch

Können echte, authentische Momente des Glücks, auch mit einer Maschine, tatsächlich falsche Momente des Glücks sein? Der Film "Her" umkreist derartige Fragen wie ein philosophischer Essay, in einem Wechselspiel von Hoffnung und Enttäuschung, traurig, komisch und romantisch. Das Herz ist keine Schachtel, in die man Gefühle hineinstopft, es erweitert sich ständig, sagt ausgerechnet die Stimme aus dem Computer einmal, ein Wegweiser in den Film, den man sich auch im Kino zu Herzen nehmen darf.

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