Wirbel um Pereira in Mailand

In der Mailänder Kulturszene gehen die Wogen hoch. Mitten drin: Alexander Pereira, Intendant der Salzburger Festspiele und designierter Direktor der Mailänder Scala.

Der Anlass: Die Salzburger Festspielpräsidentin hatte zu Monatsbeginn bekannt gegeben, Pereira habe sieben seiner Salzburger Produktionen der Scala verkaufen können und damit das drohende Defizit der Salzburger Festspiele abgewendet. Aber in Mailand kommt der angebliche Deal nicht gut an.

Morgenjournal, 15.4.2014

1,6 Millionen Euro bringt der Verkauf von sieben Pereira-Produktionen den Salzburger Festspielen, laut Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Ein paar Tage vergehen, und die Nachricht erreicht auch Italien. "Pereira kauft von Pereira", "Der Interessenskonflikt des künftigen Scala-Intendanten" - so und ähnlich titelten die Zeitungen. Gestern dann gespanntes Warten auf die Reaktion des Scala-Aufsichtsrats.

Der Aufmacher in der RAI der Lombardei: Das Kulturministerium in Rom (es hat bei der Intendanten-Ernennung das letzte Wort) verlangt dringend eine Erklärung, berichtet nach der Sitzung Mailands Bürgermeister Pisapia. Er ist Präsident der Stiftung, die die Scala kontrolliert.

"In den letzten Tagen ist viel Wahres und viel Falsches kursiert, daher erscheint es mir richtig, dass ein klärender Bericht an den Kulturminister geht. Und wir haben unsererseits Herrn Pereira gebeten, uns alle Dokumente vorzulegen, um die Sache richtig einschätzen zu können", sagt Pisapia.

Noch vor der Aufsichtsratssitzung hatte die Tageszeitung "Repubblica" Alexander Pereira in Moskau erreicht. Er habe seine besten Produktionen für Mailand ausgesucht, den "Falstaff" und die "Meistersinger" unter anderen, erklärt dieser. Er hätte die Produktionen auch anderen Opernhäusern verkaufen und mehr Geld herausschlagen können. Der Ankauf sei für die Scala ein Geschäft! Pereira verlässt am 30. September die Salzburger Festspiele. Am Tag danach beginnt sein Vertrag in Mailand.

"Bei uns gibt es nichts, was auf diesen Kauf hinweist", sagt in Mailand der Pressesprecher der Scala, Carlo Maria Cella: "Alle fragen sich, welche Dokumente Salzburg in der Hand hat, um - wie das der Fall zu sein scheint - diese Ankäufe in der Bilanz verbuchen zu können!"

Alexander Pereira, so Cella, sei bis zu seinem Amtsantritt Konsulent: "Das Zeichnungsrecht sämtlicher Verträgen liege derzeit noch beim scheidenden Intendanten Stéphane Lissner." Und der habe keinen Vertrag für Einkäufe in Salzburg unterschrieben. Ohnehin gehe nichts ohne den Aufsichtsrat.

"Kein Intendant kann auf eigene Faust agieren. Der Aufsichtsrat prüft und gibt dem Intendanten dann grünes Licht." Und diese Prozedur habe nicht stattgefunden, so der Pressesprecher der Scala Carlo Maria Cella, der auch Medienberichte nicht dementiert, wonach es im Aufsichtsrat Stimmen gibt, die Pereiras Vertrag wieder infrage stellen.