Libanon: Erneute Präsidentenwahl
Im libanesischen Parlament ist die Wahl des neuen Staatspräsidenten gescheitert. Kein Kandidat ist auf die im ersten Wahlgang erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Abgeordneten gekommen. Fortsetzung: kommende Woche. Die Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Michel Suleiman endet am 25. Mai. Nach dem im Libanon geltenden religiösen Proporz muss der Präsident immer ein maronitischer Christ sein, der Parlamentspräsident ein schiitischer und der Premierminister ein sunnitischer Muslim.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 23.4.2014
Im Libanon ist die Wahl eines Präsidenten immer schon schwierig gewesen. In der Vergangenheit dauerte es oft mehrere Monate, bis man sich auf einen Kandidaten einigen konnte. Heute erreichte niemand die erforderliche zwei Drittel Mehrheit. Die meisten Stimmen hat der ehemalige christliche Milizkommandeur Samir Dschascha erhalten. Dschadscha tritt für das Parteibündnis 14.März an, dass sich Richtung Westen orientiert und von den USA und Saudi-Arabien unterstützt wird. Im Gegenüber steht ein Bündnis, in dem die schiitische Hisbollah die stärkste Kraft ist, sie hat enge Kontakte zum Iran. Die Hisbollah will den früheren General Michel Aoun für das Präsidentenamt, Aoun gilt auch als Favorit, doch bisher hat er seine Kandidatur noch nicht offiziell bekanntgegeben.
Für viele Libanesen ist aber bereits klar, woher ein künftiger Präsident kommen muss: Bisher haben sie immer einen Kommandeur der Armee gewählt, das sind die einzigen, die zu keiner Seite gehören. Die einzige Lösung ist also wieder ein Mann der Armee.
Ein unausgesprochenes Thema bei der Präsidentenwahl ist der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien. Das amerikanische-saudische Bündnis unterstützt dort die Aufständischen, hingegen kämpfen die Milizen der schiitischen Hisbollah an der Seite der Regierungstruppen von Präsident Assad. Der Bürgerkrieg hat aber längst auch den Libanon erreicht. Offiziell sind über eine Millionen Flüchtlinge im Land, bei nur vier Millionen Einwohnern.
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