Scheitert Wüstenstromprojekt Desertec?
Aus der Traum von der umweltfreundlichen Stromgewinnung aus der Wüste: Das Projekt Desertec verliert wichtige Finanzierungs- und Planungssäulen. Noch aber demonstrieren die Initiatoren der Stiftung Optimismus: Es geht in diesem Milliardenprojekt um die Zukunft der Energiegewinnung unter den Aspekten des nachhaltigen Klimaschutzes.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.4.2014
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Hauptziel: Versorgung vor Ort verbessern
Sauberer Strom aus Wüstensonne und Wind für Nordafrika, den mittleren Osten und auch für Europa – das war die verlockende Idee, als Desertec vor fünf Jahren vorgestellt wurde. Inzwischen ist die Euphorie verflogen: Nach Siemens und Bosh steigen jetzt auch der Energiekonzern Eon, die HSH-Nordbank und der Baukonzern Bilfinger als Gesellschafter aus. Der Sprecher der Wüstenstrom-Initiative, Klaus Schmidtke, bleibt optimistisch: "Es war nie die Rede davon, dass bestimmte Firmen jetzt hunderte Millionen oder noch größere Beträge in ein Riesenprojekt Desertec investieren würden." Desertec sei der Gesamtbegriff für die Entwicklung des Ausbaus, der im Nahen Osten und Nordafrika sowieso laufe.
Windparks und Solaranlagen mit einer Leistung von 1,6 Gigawatt arbeiten bereits in der Region und sollen heuer auf vier Gigawatt mehr als verdoppelt werden. Für die Finanzierung seien die jeweiligen Länder – zum Beispiel Algerien oder Marokko – zuständig, sagt Schmidtke. Die Idee, Wüstenstrom auch nach Europa zu liefern, sei nicht die Hauptsache dabei. "Es gibt einen ungeheuer wachsenden Strombedarf in diesen Ländern, die Bevölkerungszahl wächst sehr stark. Deswegen ist auch der Hauptzweck der ganzen Geschichte, dort erst einmal die Versorgung zu verbessern", sagt Projektsprecher Schmidtke.
Stromexporte nach Europa sind in einem zweiten Schritt in den nächsten Jahrzehnten denkbar. Doch die Nachfrage ist gar nicht mehr so groß wie beim Start von Desertec. Inzwischen sind nämlich die Produktionskosten von erneuerbarer Energie in Europa deutlich gesunken.